Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
24 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. dürfte. Der Resident verdess aber erst am 2. Februar 1741 die preussische Hauptstadt, weil er die von ihm seit Monaten vergeblich urgirten Geldrimessen abwarten wollte, welche er bis zu seiner Abreise trotzdem nicht erhielt, und begab sich zunächst nach Dresden '). Auch Feldmarschall Graf Seckendorf2), Gouverneur von Philippsburg, der sich zu jener Zeit auf seinem Gute Meuselwitz in Sachsen- Altenburg aitfhielt, berichtete über die Vorgänge in Berlin. In einem vom 20. December datirten, an den Grossherzog (oder den Prinzen Carl von Lothringen) gerichteten Schreiben sendet derselbe die vom Herzog von Weissenfels durch einen Courier ihm zugesendete Copie eines Schreibens, welches derselbe vom König von Preussen erhalten hätte3). Am Morgen des 20. December habe er auch vom Grafen Manteuffel, einem treuen Diener des Hauses Österreich, durch einen expressen Boten von Leipzig jene Declaration erhalten, welche man auf Befehl des Königs in die Öffentlichkeit gegeben habe *). Der König solle bei seiner Abreise von Berlin geäussert haben, dass er die Festtage in Breslau zubringen werde; er fahre fort, Truppenhilfe bei den Fürsten des Reiches zu suchen, um seine Armee zu vermehren. Der König von Polen, Churfürst von Sachsen, bereite sich vor, seine Truppen im Frühjahre kriegsbereit zu haben. Beigeschlossen ist diesem Briefe eine Liste jener preussischen Regimenter, welche zum Marsch beordert sind5). — Nach den hier mitgetheilten Nachrichten über die militärischen Vorbereitungen seitens König Friedrich II. kann man wohl nicht sagen, dass das österreichische Cabinet unvollkommen oder nicht rechtzeitig ') K. k. Hans-, Hof- und Staats-Archiv. Rescript vom 18. December 1740 und Bericht Demeradt’s vom 6. Februar 1741 aus Dresden. Österreichische Hofkanzlei, Fase. 25. „Preussische Correspondenz“ 1741 —1743. 2) Friedrich Heinrich Graf Seckendorf war zu Königsberg in Franken am 5. Juli 1673 geboren, hatte als gothaischer Cornet die Feldzüge 1694 und 1695 gegen Frankreich mitgemacht, dann im spanischen Erbfolgekriege im Dragoner-Regimente Anspach, später auch als polnisch-chursächsischer General-Lieutenant unter Prinz Eugen gedient. Am 17. Mai 1717 war Seckendorf zum kaiserlichen Feldmarschall- Lieutenant, am 11. November 1723 zum Feldzeugmeister, am 21. Mai 1737 zum Feldmarschall ernannt worden. Auf die mannigfachsten militärischen Dienstleistungen folgte die Verwendung des Generals in diplomatischen Geschäften an den Höfen von Kopenhagen, Dresden und Berlin. Nach dem unglücklichen Türkenkriege 1737 wurde Feldmarschall Seckendorf, der den Oberbefehl geführt hatte, in Untersuchung gezogen, in Wien, später in Graz internirt und erst von der Königin Maria Theresia mit Resolution vom 6. November 1740 seiner Haft entlassen. Seckendorf trat dann in die Dienste Carl VII.; später (am 20. Juli 1747) erhielt er jedoch die Bestallung eines österreichischen Feldmarschalls wieder, zog sich auf sein Gut Meuselwitz bei Altenburg zurück, wo er sein schicksalvolles Leben am 23. November 1763 beschloss. 3) Es hat den nämlichen Wortlaut wie das an die deutschen Reichsstände am 13. December gerichtete Rundschreiben. K. k. Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg 1740; XII, ad 6 a. 4) Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg 1740; XII, ad 6 b. In „Preussische Staatsschriften“, Band I, Seite 62. 5) Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg 1740; XII, 6 und 6 c. Die eingesendete Ordre de bataille weicht sehr wenig von der auf Seite 17 mitgetheilten ab.