Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 15 Die Kosten für diese Errichtungen würden aus den couranten Einkünften bestritten, da der König „den vorräthigen Geldschatz zu grösseren Absichten und Ausführungen beisammen halten will“. Mit Braunschweig, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha werde wegen Überlassung von Mannschaft unterhandelt'). Am 22. October sagt der Gesandte in seiner noch an den Kaiser gerichteten Relation 2), nachdem er von der steten Vermehrung der Armee und des Staatsschatzes gesprochen, „dabei aber niemalen etwas zum Gemeinen, sonderheitlich des teutschen Vaterlandes Besten thuen, sondern nur allein alles auf sein eigenes Interesse und Hoheit, gleich- samb einen andern Alexandrum und Cyrum im Kopf habend, rapportiren wird —- —„Mithin wann man mit dem vorigen König übel daran gewesen, man mit dem gegenwärtigen fast noch schlimmer daran ist ■— —„Die anfänglich von Ihme gehabte grosse und gute Meinung ist bereits auch gänzlich verfallen; das Land empfindet noch vorige, und fast grössere Bedrückung; Jedermann, die Liebling Selbsten nicht ausgenommen, ist missvergnügt, und kann man überhaupt sagen, dass, wenn man sich jemalen mit einem Herrn verfehlet hat, es gewisslich mit diesem, ausser Er müsste sich in Zukunft gantz anders benehmen, geschehen ist — — 3)“. Am 29. October bemerkt er: der König unterhalte sich in Rheinsberg, „wobei doch von gefährlichen Absichten auf ein Stück des Herzogthums Schlesien und sich im Rang zur kaiserlichen Würde zu setzen, will gemurmelt werden, welches aber dermalen noch als eine Vermuthung anzusehen und zu hoffen ist, dass die göttliche Vorsichtigkeit die Herzen derer auswärtigen Mächten und Fürsten zu gerechteren Gesinnungen lenken werde, desgleichen man von Chur- Bayern sich nicht viel gutes versprechen und Chur-Sachsen auch verdächtig halten will -—- — Am 1. November berichtet Demeradt: der König arbeite in Rheinsberg nicht allein mit Podewils, sondern mit Feldmarschall Graf Schwerin, dann mit Feldmarschall v. Katte von der Cavallerie Tag und Nacht, speise allein mit denselben, lasse sich fast vor niemand Anderem sehen und halte sich eingesperrt. Er bemerkt: „dass man auch vielleicht in kurzer Zeit und noch vor gänzlichem Eintritt des Winters einen *) *) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Berichte aus Berlin 1740. *) Vom Obersten Hofkanzler Grafen Sinzendortf am 28. October präsentirt. Demeradt erfuhr am Abend des 25. October den Tod des Kaisers durch den preussi- schen Etats-Minister v. Podewils. Die Nachricht war in Berlin durch den vom preussischen Residenten v. Borcke aus Wien abgefertigten Courier zuerst bekannt geworden, der an diesem Tage zwischen 5—6 Uhr Abends die Stadt passirte und zum König nach Rheinsberg weiter ging. 3) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Berichte aus Berlin 1740. Bericht vom 22. October. Vergl. auch: Droysen, Band Y, Seite 115 u. ff.: „Die Meinungen über Friedrich II., October 1740“.