Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
*) „Die Eröffnungen, welche am 28. October der König seinen beiden Vertrauten machte, gingen nach Podewils’ eigenem Berichte dahin, dass er in der Absicht, von den durch den Tod des Kaisers entstandenen günstigen Conjuncturen Vortheil zu ziehen, zu seinem Hauptplan die Erwerbung Schlesiens gemacht habe. Denn dieses sei das ansehnlichste Object für eine Vergrösserung, welche sich seit langer Zeit dargeboten; sie sei gleichzeitig solide und dem Ruhme und der Grösse seines Hauses mehr als jedes andere angemessen, selbst wenn man dafür die Jülicli- Berg’sche Erbschaft opfern müsse; denn diese sei ungleich geringer als das wohl bevölkerte, an Hilfsquellen reiche, durch Handel blühende Schlesien, das ausserdem vermöge seiner Lage die Kräfte des preussischen Staates concentriren werde. Sie möchten nun die Sache „kauen und verdauen“; sie möchten untersuchen, was er wohl zu thun habe, um zu dem Ziele, das er sich gesteckt habe, zu gelangen.“ C. Grünhagen, „Friedrich der Grosse am Rubicon“. Sybel, historische Zeitschrift, 36. Band, Seite 109. Vergl. auch Resume der Berathung zu Rheinsberg zwischen dem Könige, Podewils und Schwerin nach dem Eingänge der Nachricht von dem Tode Carl VI. (29. October). Iddes sur les projets politiqnes k former au sujet de la mort de l’Empereur. Politische Correspondenz, Band I, Seite 74 und 90. 2) Am 5. November hatte Demeradt schon gemeldet, dass Schwerin noch in Rheinsberg, Podewils jedoch zurückgekommen sei; „man müsse mit dem vorhabenden Entwurf bereits fertig sein“. 3) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Berichte aus Berlin 1740. Bericht vom 12. November. In diesem Berichte erwähnt Demeradt wieder seiner bereits geschilderten finanziellen Calamitäten und schreibt wörtlich: „wenn es die Noth- wendigkeit des höchsten und mir so tlieuer erliegenden Dienstes erfordern sollte, einen Courier oder nur eine Estaffette abzufertigen, ich solches zu vollziehen nicht vermögend bin“. gefährlichen Streich und, wie man zu sagen pflegt, coup de main ausführen zu lassen gesinnt sein dürfte *) und wäre wohl gut, wenn zur Sicherheit des Herzogthums Schlesien durch ersinnliche Mittel könnte vorgesehen werden“. Die kriegerischen Veranstaltungen nehmen, nach Demeradt’s Bericht vom 12. November, von Tag zu Tag zu. Die in Berlin liegenden Infanterie-Regimenter und Huszárén haben Befehl, alle Beurlaubten einzuberufen und sich in solch’ marschfertigen Stand zu setzen, dass sie innerhalb 14 Tagen aufbrechen können. Anfang des Monats December solle nach dem, was er in Erfahrung gebracht, ein Corps an die Grenzen, und zwar zumeist gegen Schlesien; Schwerin, der noch zu Rheinsberg ista), solle dasselbe commandiren. Oberst Leschwitz sei unter dem Vorwände, Getreide zu kaufen, nach Schlesien abgegangen. Er solle sich um die Vorräthe bekümmern und über die Stimmung im Lande unterrichten. Hiervon habe er das Oberamt in Breslau avertirt3). In den Berichten vom 15. und 19. November meldet der Resident, dass 20 Bataillone und 20 Escadronen nebst der Artillerie marschfertig, und Ordres für die Formirung eines Corps von 20.000 Mann gegeben seien. Unter Feldmarschall v. Schwerin würden 2 General- Lieutenante und 4 General-Majore commandiren. Gleichzeitig sendet er das Verzeichniss der zum Operations-Corps beorderten Regi-