Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 9 Parteien 489.932 fl. 53 kr., welche Summen nachzutragen und zu suppliren kommen“ *). Einen weiteren Beleg für die pitoyablen Geldverhältnisse des Staates, die sich selbst dort fühlbar machen , wo es sich um Würde und Ansehen der Monarchie im Auslande handelt, finden wir in dem Berichte des österreichischen Residenten in Berlin, Franz von Demeradt, vom 29. October. Derselbe wendet sich in seinem äussersten Noth- stande an die Königin und sagt wörtlich: „Da ich namentlich während diesem ganzen Jahre noch keinen Heller meiner ohnedem hei weitem nicht hinlänglichen Unterhaltungs-Besoldung zu banden habe bekommen können, und -in solcher mittellosen Verlegenheit bin, dass ich auf acht Tag lang mein kümmerliches Leben damit zu bestreiten, gestalten anjetzo um keinen Kreuzer mehr Credit finde, und nicht einmal eine Erwähnung davon machen darf, nichts mehr vor mir sehe* 2).“ Der Uebelstand wurde trotzdem nicht behoben, denn die näm­lichen Klagen setzen sich fast durch Demeradt’s sämmtliche Berichte aus Berlin fort3). — In Folge dieser finanziellen Bedrängnisse war auch die Ausrüstung der festen Plätze mangelhaft, der Vorrath an Waffen ungenügend. In den uns aufbehaltenen Protokollen des Hofkriegsrathes finden sich aus sämmtlichen Generalaten Klagen über den vernachlässigten Stand der Festungen, über den schlechten Fortgang der Recrutirung, über mangelhafte Ausrüstung u. a. m. Die numerische Vertheilung der österreichischen Streitkräfte auf den weiten Gebieten, welche die Königin beherrschte, ist bereits an­geführt worden4). Dieselbe war der, durch die eingetretene politische Situation bedingten Kräftegruppirung gegen die westlichen und nord­westlichen Grenzen der Monarchie durchaus nicht günstig. Es mussten Massenverschiebungen nothwendig werden, welche nur aus Ungarn, Siebenbürgen und Slavonien bewirkt werden konnten5), da man den italienischen Besitz nicht von Truppen entblössen durfte. Diese Truppenbewegungen fielen in die schlechteste Jahreszeit, in den Beginn des Winters. Die Langsamkeit, mit welcher dieselben durch- gehends ausgeführt wurden, kann aus verschiedenen Gründen erklärt werden. Der erwähnte Mangel an Geld wirkte lähmend auf alle Mass- regeln; ausserdem waren die Truppenkörper ohne jedwede Vorbereitung, als sie den Marschbefehl erhielten; schliesslich muss der Zustand der ') K. k. Hofkammer-Archiv. Gruppe Böhmen 1740. 2) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Berichte aus Berlin 1740. 3) Ebendaselbst 25. Fase. Österreichische Hofkanzlei. 4) Siehe Seite 5 und Beilage A. 5) Nach einem Berichte der ungarischen Hofkanzlei von Anfang November sind 19 Cavallerie-Regimenter zur winterlichen Helogirung in Ungarn bestimmt. Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Fol. 3092.

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