Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Oberstlieutenant Wetzer des Generalstabs-Corps: Waldstein und die Pilsener Reverse 1634

Waldstein und die Pilsener Reverse 1634. 197 vor dem Äussersten zurück, wo es gilt, der guten, ihm heiligen Sache zu dienen, durchdrungen von dem Bewusstsein, damit auch ein besserer Diener seines Kaisers zu sein, als Slavata und sein jesui­tischer Anhang. Und noch am Grabe pflanzt er die Fahne auf, der er zeitlebens treu geblieben; er steht und fällt — als Seiner Majestät bis in den Tod aller ge treue st er Rebell.“ Mit dem „Seiner Majestät allergetreuesten Rebellen“, der damals seine Treue gerade in schwedischem Dienste manifestirte, setzte sich Trczka, wie gesagt, zuerst in nähere Verhandlung. Der vollständige Übertritt W a 1 d s t e i n’s für seine Person, gegen entsprechende Zusagen des Königs, wurde besprochen. Waldstein gab Rathschläge für die Coalition mit Sachsen und den Angriff auf Tilly und Hess — als Gustav Adolf durch T hum die verlangten Zusagen gab — erklären, er werde übertreten, sobald er seine Zeit ersehe ')• Eine schriftliche Erklärung hat Waldstein nicht gegeben, aber es kann wohl 'Niemand annehmen, dass Trczka, Waldstein’s Vertrauter und Verwandter, derartige Zusagen gewagt haben könne, ohne die Autorisation des Friedländers. Nach der Niederlage Tilly’s bei Breitenfeld erging sich Wald- stein — nach einem Briefe Th urn’s — in ausschweifenden Plänen2), die deutlich auf das vorhandene Einvernehmen mit Schweden hin- weisen und die er in einem Gespräche mit T r c z k a und dem von ihm vielgebrauchten Agenten, Jaroslav Sesyma Rasin von Rie­senburg, unverholen zum Ausdruck brachte: „Die Niederlage bei Breitenfeld sei gut für seine Sache; wenn Gustav Adolf ihm Truppen schicke3), wolle er bald alle alten Officiere des kaiserlichen Heeres an sich ziehen, er werde den Kaiser nach Italien treiben, das Haus Österreich-Spanien von Grund aus verderben, mit Gustav Adolf vereint den ganzen Streit in Deutschland ordnen und seine Rache den Churfürsten von Bayern fühlen lassen.“ So weit ist es nun freilich nicht gekommen. Gustav Adolf hatte nicht die Mittel, um einen Heerestheil an ein immerhin aben­teuerliches Verschwörungsprojeet wagen zu können, und dann — hierin liegt gewiss eine grosse Entlastung Waldstein’s — darf man derartige stürmische Äusserungen Waldstein’s nicht immer sehr wörtlich nehmen. Er liebte es, im Unmuthe die exaltirtesten Über­treibungen laut werden zu lassen, seine Feinde oder die er dafür hielt, mit Drohungen zu überschütten, sie sozusagen mit Worten zu ver­nichten, denen er dabei keineswegs gerade immer die That folgen zu lassen gesonnen war. Es sind oft genug nur Ausbrüche einer glühenden ‘) Hauke 151 u. ff. 2) Ranke 152. 3) Vergleiche Brief Thurn’s. Fiedler, Jahrbuch für österreichische Geschichte 1864'

Next

/
Oldalképek
Tartalom