Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Oberstlieutenant Wetzer des Generalstabs-Corps: Waldstein und die Pilsener Reverse 1634

198 Waldstein und die Pilsener Reverse 1634. Natur, einer Feuerseele, der jedes Unglück leichter zu tragen war, als gezwungene Untliätigkeit und Stillehalten auf dem Wege zu einem noch nebelhaft verschwimmenden, ungemessen hohen Ziele. Wenn dazu schon damals der Verkehr mit notorischen Feinden des Kaiserhauses beim Hofe, wenn auch noch durchaus nicht bei dem geradedenkenden Kaiser selbst, manches Misstrauen hervorrief — so wenig auch, wie es scheint, von dem Kern dieser Verhandlungen bekannt war — so entging anderseits Waldstein, der eine grosse Zahl ergebener Freunde am Kaiserhofe besass, wie die zum Theil dem Hofkriegsrath seihst angehörenden Herren von Ques t e nb erg, Fürst Eggenberg, Werdenberg, dann der Bischof Anton von Wien und Andere, diese Strömung des Misstrauens nicht und sie vermehrte sein eigenes, wie seinen tiefen Groll. Gustav Adolf hatte inzwischen seine Waffen siegreich bereits bis nach Bayern getragen. Der Widerstand der kaiserlichen und liguistischen Truppen, die der alte, eiserne Held T i 11 y führte, reichte nicht mehr aus gegen den nordischen Fremden, der auf Deutschlands Boden schaltete, wie Deutschlands Herr, die protestantischen Fürsten um sich geschaart und unter dem Banner des Religionskiimpfers fort­schreitend zu weitgesteckten Zielen eines verzehrenden Ehrgeizes. Mit klaren Worten hatte er dieses Ziel dem schwedischen Reichstag zu Elfsnabben verkündigt: „Das letzte und höchste Ziel ist eii neues evangelisches Haupt (auf dem Kaiserthrone), das vorletzte eine neue Verfassung unter den evangelischen Ständen, .das Mittel dazu ist die allgemeine Leitung des Krieges.“ Um den Kampf gegen ihn fortführen zu können, musste ein neues und stärkeres Heer geschaffen werden um jeden Preis, stand doch dem Schweden schon beinahe der Weg offen in das Herz der Erblande; trieben sich doch wieder, wie 1625, die lutherischen Prädi- canten in Ober-Osterreich herum, zum neuen Aufstand gegen den Kaiser aneifernd; bedurfte es in der That auch nur noch des Er­scheinens schwedischer oder sonst protestantischer Truppen, um die Bauernempörung wieder in hellen Flammen auflodern zu lassen. Da war denn wieder die Zeit gekommen für den mächtigen Mann, den „Schöpfer kühner Heere“, den seltsamen Mann mit seinen dunkeln und verworrenen Plänen, seinem Kriegsgenie, seinem Ehrgeiz und seinem düstern Glauben an sein Schicksal und die Sterne. Die erste Anknüpfung wurde hervorgerufen durch den hei der gefährlichen allgemeinen Lage naheliegenden Wunsch, Chursachsen von dem schwedischen Bündnisse abzulenken und wenn nicht geradezu zur kaiserlichen Partei herüberzuziehen, so doch wenigstens zur Neu­tralität zu bewegen.

Next

/
Oldalképek
Tartalom