Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

26 1812. Kriegsgeschichte Studie über die Theilnahme des k. k. österr. Auxiliar-Corps Rückmarsch des Auxiliar-Corps von Styr. Durch die über Brody ausgesendeten Kundschafter war Fürst Schwarzenberg mit voller Bestimmtheit davon unterrichtet, dass die Vereinigung der Donau-Armee mit jener in Volhynien bereits vollzogen sei und Admiral Tschitschagof über eine compacte Masse von 70.000 Mann, worunter 18.000 Reiter und 368 Geschütze, verfügte. Das österreichisch-sächsische Corps konnte dieser Macht im besten Falle nur 27.000 Mann Infanterie und 7000 Reiter, im Ganzen also 34.000 Mann, entgegenstellen. Die Polen unter Kosinski waren schon auf die ersten Nachrichten von der Vereinigung der beiden russischen Armeen, zum Schutze des Gross- herzogthumes übers den Bug zurückgegangen. Bei diesen Stärkeverhältnissen war mit Grund zu vermuthen, dass der Gegner umso eher den Versuch machen werde, auf die Operationslinie und rechte Flanke der „grossen Armee“ zu wirken, als er nach dem Verlaufe der Ereignisse nicht erwarten konnte, recht­zeitig zur Armee Kutusof's zu stossen, dagegen aber gegründete Aussicht hatte, die ihm gegenüberstehenden schwachen Kräfte aufzureiben und dann gegen Wilna Vorgehen zu können. Ein solcher Versuch konnte überdies auch ohne jede Gefahr unternommen werden, da die französische Armee zu entfernt war, um dem Vorstosse gegen Wilna zuvorzukommen, das österreichisch-sächsische Corps aber von keiner Seite her eine Unterstützung zu erwarten hatte. Waren diese Voraussetzungen conform den Absichten des russischen Generals, so konnte dieser seinen Zweck nicht sicherer, als durch eine siegreiche Schlacht erreichen; Fürst Schwarzenberg musste daher darauf bedacht sein, eine solche zu vermeiden, dagegen aber sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob die ganze russische Armee ihm gegenüber bleibe, oder ob vielleicht ein Theil derselben sich nord­wärts wende. Im ersteren Falle trat die Sicherung des Grossherzog- thumes Warschau und der rückwärtigen Verbindungen der „grossen Armee“ als Hauptaufgabe in den Vordergrund. Mehrfache, aber stets zurückgewiesene Versuche des Gegners, den Styr zu überschreiten, erlaubten hinsichtlich dessen offensiver Absichten keinen Zweifel. Als endlich am 23. und 24. September russische Abtheilungen den Styr bei Beresteczko und Chriniki, in der Nähe der galizischen Grenze übersetzten und, Reynier’s leichte Truppen zurückdrängend, gegen Wladimir-Wolinski vorgingen, concentrirte Fürst Schwarzenberg am 25. beide Corps hinter der Turya. Gedeckt durch die Brigade des General-Majors Prinzen Hessen-Philippsthal, welche am 27. in einem hartnäckigen Gefechte hei Turisk die Angriffe der Russen abwies, erreichten beide Corps in forcirten Märschen die vortheilhafte Position bei Ljuboml. Um den Feind zur Entwickelung seiner Kraft zu veranlassen, erwartete Fürst Schwarzenberg in dieser

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