Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

General Reynier übertragen habe und derselbe bereits angewiesen sei, von Neswiz umzukehren und das Auxiliar-Corps in seiner Stellung abzulösen, letzteres dagegen unverweilt noch Neswiz aufzu­brechen habe. Die Motive dieser, die ursprüngliche Hauptdisposition gänzlich umändernden Weisungen blieben dem Fürsten Schwarzenberg unbe­kannt, dagegen aber hatte er während seines Aufenthaltes in Pruzany die Überzeugung gewonnen, dass sich die Verhältnisse beim Gegner bereits in einer Weise geändert batten, die es sehr unwahrscheinlich erscheinen Hess, dass das kaum 17.000 Mann starke VII. Corps die ihm zugewiesene Aufgabe werde erfüllen können. Die Russen, welche Anfangs das ganze rechte Bug-Ufer ver­lassen hatten, sammelten sich nunmehr zwischen Kowel und Ratno und zeigten entschieden offensive Absichten. Kosakenschwärme hatten den Bug bei Krylow übersetzt, waren bis Chelm vorgegangen und streiften bis tief in das Innere des Grossherzogthums. Thatsächlich hatte Tormasof am 5. (17.) Juli von Kaiser Alexander den Befehl erhalten, mit allem Nachdrucke gegen Flanke und Rücken jener feind­lichen Truppen, welche Bagration verfolgten, vorzugehen. Obwohl von diesem Sachverhalte nicht unterrichtet, hatte Fürst Schwarzenberg seine persönlichen Wahrnehmungen dem französischen Hauptquartiere mitgetheilt und blieb daher auch nach dem Befehle zum Marsche nach Neswiz, in Erwartung weiterer Weisungen, noch in der Stellung bei Pruzany, bis ein von Wilna am 16. abgegangener Befehl ihn auffor­derte, sich mit aller Beschleunigung nach Neswiz in Marsch zu setzen. In der That war auch das VII. Corps bereits von dort abmarschirt und kreuzte sich mit dem am 20. Juli von Pruzany aufbrechenden Auxiliar-Corps schon am 22. bei St. Dewjatkowiczi südlich Slonim. Noch während des Marsches erhielt Fürst Schwarzenberg den Auftrag, von Neswiz weiter nach Minsk zu marschiren, um das V. und VIII. Corps unter Fürst Poniatowski, dann das IV. Cavallerie-Corps des Generals Latour-Maubourg zu unterstützen, welche sich zur Verfolgung Bagration’s an den Marschall Davoust anzuschliessen hätten. Am 28. in Neswiz eingelangt, erwarteten den Fürsten bereits mehr­fache Aufforderungen der oberwähnten französischen Generale, seinen Marsch nach Minsk zu beschleunigen, während anderseits die Nach­richten aus dem Herzogthume immer beunruhigender wurden und General Reynier dringend ersuchte, das Auxiliar-Corps noch einige Tage in Neswiz stehen zu lassen, bis die Verhältnisse, den Russen gegenüber, bestimmtere Formen angenommen haben würden. Diesen Anforderungen gegenüber beschloss Fürst Schwarzenberg erst am 31. Juli abzumarschiren und hatte bereits die Dispositionen getroffen, um am 2. August Minsk zu erreichen, als am 30. Juli Mittags ein Courier des Generals Reynier dio Nachricht brachte, dass 20 1812. Kriegsgeschichtl. Studie Uber dieTheilnahme desk. k. österr. Auxiliar-Corps

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