Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Oberstlieutenant Wetzer des Generalstabs-Corps: Waldstein und die Pilsener Reverse 1634

Waldstein und die Pilsener Reverse 1634. 199 Die Freunde Waldstein’s erinnerten an das vertraute Ver- liältniss, in welchem Wal date in zu seinem früheren Kriegsgenossen, dem nunmehr in chursächsischem Dienste stehenden Feldmarsch all Arnim, stand, und dieses liess denn auch wirklich den Herzog als besonders geeignet erscheinen, einen Frieden mit Clmrsachsen anzubahnen. Gleich­zeitig drängte die spanische und die streng dynastische Partei, die zu dieser Zeit noch geneigt war, alle ihre Hoffnungen auf Waldstein zu setzen, mit aller Macht auf die Wiederberufung des Herzogs zum Ober-Commando. Die Anhänger des katholischen Fürstenbundes, der Liga, dagegen, welche stets neben den gemeinsamen grossen Interessen eine möglichst weitgehende Selbstherrlichkeit der Reichsfürsten anstrebten und in deren Reihen, wesentlich getragen durch W a 1 d s t e i n’s alten Gegner Churfürst Maximilian von Bayern, auch zumeist jenes Misstrauen gegen den Friedländer gepflegt und genährt wurde, zu dem er aller­dings bereits Anlass gegeben, suchten die Ernennung ebenso eifrig zu hintertreiben, doch ohne Erfolg. Koch bevor aber eine Aufforderung vom Kaiser zu Verhand­lungen mit Sachsen an Waldstein gelangte, hatte dieser sie eigenmächtig durch eine Zusammenkunft mit Arnim auf Schloss Kaunitz bei Pardubitz begonnen. Was hier vereinbart wurde, ist nicht bekannt, aber Thatsache ist es, dass Wald stein nach dieser Zu­sammenkunft einen vollständigen Wechsel seiner Gesinnungen zeigte. Hatte er bis dahin in der ihm eigenen brüsken, heftigen Form den Gedanken, je wieder den Oberbefehl über das kaiserliche Heer anzu­nehmen, weit von sich gewiesen, so kam er jetzt den Bemühungen seiner Freunde, ihm denselben wieder zu verschaffen, auf mehr als dem halben Wege entgegen. Die Verhandlungen mit Schweden brach er kurz und ohne sichtbaren äusseren Grund gänzlich ab. Ranke charakterisirt diesen plötzlichen Wechsel treffend mit den Worten: „Es war keineswegs persönliche Hingebung für den Kaiser, weder dynastische noch religiöse Sympathie für das Haus Österreich, was Waldstein bewog, den Commandostab noch einmal zu ergreifen, sondern die bewusste Absicht, die Entscheidung der grossen Ange­legenheiten in seinem Sinne durchzuführen.“ Fürst Eggenberg iibernahm.es, den Herzog zur Commando- Ubernahme und zur Neuschaffung eines Heeres zu bestimmen. Wald­stein begab sich zu dieser Verhandlung nach Znaim. Der Vertrag kam zu Stande. Ob ein Friedensschluss mit Sachsen Mitbedingung der Einwilligung Waldstein’s war, ist nicht bestimmbar, die Verhand­lungen wurden mündlich geführt. Aber noch von Znaim aus reiste Trczka zu Arnim, demselben die Neigung des Kaisers, auf billige Bedingungen hin mit Chursaehsen Frieden zu schliessen, bekannt zu geben.

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