Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 93 in keiner Weise etwas vom Frieden hören wolle. Er beabsichtige, seine Herrschaft (domination) über das Reich zu erweitern und eine Art Despotismus zu begründen, der durch den Friedensschluss im gegenwärtigen Momente verloren ginge (24. December). — Marquis Pons habe am 28. vom Baron Breteuil das Canevas über die Vorschläge erhalten, auf Grund welcher der Friede zu Stande kommen solle. Im Wesentlichen stimmen diese Propositionen mit den in Braunau preussi- scherseits gestellten Forderungen überein. Es sei nun Hoffnung vorhanden, den Frieden bis Ende Februar zum Abschluss gebracht zu sehen. Die Hilfeleistung Russlands werde, so schön sie sich auch ausnehmen möge, dem Könige äusserst lästig. Die Unterstützung von 18.000 Mann, welche Russland gewähre, verursache Preussen eine Jahresausgabe von 3*/2 Millionen Thaler, was zu hoch sei. Hiezu komme noch der von den Russen begehrte Beitrag für 20.000 Mann Hilfstruppen, der im Falle eines Krieges zwischen Russland und Österreich allein ersterer Macht zu leisten wäre. Es sei daher leicht zu begreifen, wie alle diese Dinge dem preussischen Interesse abträglich seien. Sollten also die Österreicher zu einem anständigen und vernünftigen Frieden die Hand bieten, so wäre dies der Fortsetzung des Krieges bei weitem vorzuziehen. Übrigens habe er — der König — in sechs Wochen 50.000 Pferde für die Armee zu beschaffen, — welche Schwierigkeiten und Ausgaben (29. December)!“ Während Friedrich II. in vorstehender Weise über die Intentionen des Wiener Hofes, namentlich des Kaisers Josef urtheilte und über seine eigenen Gedanken sich vernehmen Hess, hatten sich im Verlaufe des Monates December die vermittelnden Mächte über die Form der Verhandlung geeinigt. Am 28. erhielt der König von Preussen den in Wien redigirten französischen Friedensplan, nahm aber daran solche Änderungen vor, dass Fürst Kaunitz am 8. Januar 1779 sich bestimmt fand, zu erklären, Österreich könnte auf die betreffenden Vorschläge nicht eingehen. Maria Theresia sei dem Frieden in hohem Grade zugeneigt, wenn man aber auf gegnerischer Seite den Krieg fortzusetzen beabsichtige, so werde ihn die Kaiserin mit dem Einsätze aller Kräfte der Monarchie führen. Kaiser Josef war mit dem schleppenden Gange der Verhandlungen nicht zufrieden, er fürchtete, das Frühjahr könnte Österreich vor Beendigung seiner Kriegsrüstungen überraschen und drang in kategorischer Weise auf die Herbeischaffung der nöthigen Mittel. Die Herren, sagte er, haben in unverantwortlicher Weise den Kopf verloren. Durch die Vermittlung Repnin’s gelang es indessen, die momentane Gereiztheit zu beschwichtigen. Friedrich II. erklärte, er müsse zuvor die Antwort von Petersburg abwarten, bevor er sich endgiltig entscheiden könne. Von Russland blieb es daher abhängig, welchen Ausgang die Unterhandlungen nehmen sollten. Allein Katharina widerstrebte dem Krieg,