Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 45 ankommen lassen, und daher als ein ehrlicher Mann mein Gewissen und meine erworbene Ehre rein zu behalten, hlos durch Euer Majestät ausdrücklichen Allerhöchsten Befehl hiezu mich bedeckt wissen muss. „Ich kann Euer Majestät hiebei nichts Anderes als mein Leben sacri- ficiren und dieses will ich gerne hingehen, das wollen Euer Majestät überzeugt sein. Ob aber durch den Verlust einer Schlacht die gegen­wärtigen Umstände gebessert oder verschlimmert werden, unterwerfe Allerhöchst Dero eigenen Einsicht. „Euer Majestät werden aus den Umständen allergnädigst zu ersehen geruhen, dass mir keine Zeit mehr übrig bleibt, die detachirten Corps an mich zu ziehen und dass ich durch das nach Starkenbach abgeschickte Detachement wirklich um vier Bataillons in der Linie schwächer geworden bin.“ Nach Empfang dieses Berichtes reiste Kaiser Josef von Ertina sofort in das Hauptquartier Loudon’s ab, um sich über die operativen Verhältnisse beiderseits der Iser zu informiren und den Feldmarschall zu bewegen, die Stellungen seines Heeres nur im äussersten Nothfalle zu räumen. Am 11. August traf er in Münchengrätz ein; der Ober­befehlshaber der Iser-Armee war noch immer sehr beunruhigt und unentschlossen; der Feind befand sich noch ferne und keine weiteren positiven Nachrichten über dessen Bewegung und Ziele waren in den letzten 48 Stunden eingegangen. Maria Theresia, von der Lage und den Absichten Loudon’s, sowie von dem Eintreffen ihres Sohnes in Münchengrätz in Kenntniss gesetzt, besorgte, dass demnächst ein grosser Zusammenstoss der beiden Heere stattfinden würde und rieth hievon ab. Indessen fiel bei der Armee des Feldmarschalls am 12. August nichts Wichtiges vor; die Wallonen-Regimenter hatten an diesem Tage seine Streitmacht auf 70.000 Mann verstärkt. Am 13. August herrschte noch einige Ungewissheit und Unruhe in der Umgebung des Feldmarschalls; der Feind stand noch immer in seinen alten Stellungen zwischen Neuschloss und Merzdorf unbeweg­lich und so gelang es dem Kaiser, die Besorgnisse zu zerstreuen und Zuversicht einzuflössen. Am 14. August verhess Josef II. das Hauptquartier Loudon’s und begab sich nach Ertina zurück, nachdem er zuvor folgenden Bericht über die Verhältnisse an der Iser der Kaiserin eingesandt hatte: Die Stel­lung der Armee Loudon’s werde kaum zu behaupten sein und müsste für den Fall einer Vorrückung des Prinzen Heinrich längstens in zwei Tagen geräumt werden. Der Eindruck, welchen er dort empfangen, wäre ein sehr ungünstiger gewesen. Der Heerführer der k. k. Armee an der Iser habe beim Einbrüche des Feindes in Böhmen die Geistes­gegenwart verloren; er entfernte sich gänzlich von dem ihm zur Aus­führung empfohlenen Plane, indem er die Verschanzungen an der Grenze und die Stellung bei Niemes preisgab und abzog. Hiedurch

Next

/
Oldalképek
Tartalom