Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

197 Störung bewirkt. Da uns der Wind günstig war, verbrannten wir liiebei ihre Schanzkörbe und fast die ganze Galerie. Seit dieser Schlappe ist der Feind nicht mehr von dieser Seite gegen das Ravelin vor­gedrungen. Er wollte gestern Abend eine andere Mine springen lassen, aber sie missglückte vollständig, da sie nach rückwärts wirkte und nur einige Mauerstücke vom Ravelin wegriss, ohne weiteren Schaden an­zurichten. Ich hatte schon in der Mitte des Ravelin einen tüchtigen Abschnitt mit Graben machen lassen; die Burg- und Löbel-Bastion sind auch schon doppelt verschanzt und ich beginne soeben einen Hauptabschnitt hinter beiden Bastions, so dass Euer Hoheit sehen, dass man auf nichts vergisst, nicht einschläft und alle erdenkliche Vorsicht gebraucht. Um mich des Vertrauens würdig zu beweisen, das Euer Durchlaucht und vor Allem Se. kaiserliche Majestät auf meine geringen Dienste setzen, versichere ich, dass ich niemals den Platz übergeben werde, als mit meinem letzten Blutstropfen. Unsere Leute babén übrigens keine Furcht vor den Türken; dieselben sind leicht zu schlagen, wrenn man sie herzhaft angreift, und danke Gott, 30 oder 40 Mann unserer Mannschaft haben immer 100 Türken geworfen und vertrieben. Heute hat man mir einen beim Ravelin gefangen genommenen Janitscharen gebracht, welcher unter Anderem erzählte, dass die Türken -während der Belagerung bereits 11.000 Mann verloren, darunter viele Officiere, Paschas, Janitscharen, und die Paschas von Mesopotamien und von Albanien, dass sie anfangen, an Lebensmittel und Fourage Mangel zu leiden, welche sie in -weiter Ferne suchen müssen. Sie erwarten einen Munitions - Transport von Buda; wenn es gelänge, diesen Transport auf seinem Wege aufzuhalten und zu schlagen, oder den Fourageurs einige Cavallerie entgegenzusetzen, so glaube ich, würde dies die Türken zur Verzweiflung bringen. w as meine Gesundheit anbelangt, so beginnt sie sich, Gott sei es gedankt, zu bessern. Ich hatte acht Tage hindurch die rotlie Ruhr, liess mich tragen, wenn ich nicht zu gehen vermochte, und hoffe, dass mich die Krankheit nicht meine Pflicht vernachlässigen lässt. Ich bitte Gott, dass Euer Durchlaucht uns bald durch Ihre Gegen­wart aufrichten, und dass Euer Hoheit mir die Gnade Ihrer fort­gesetzten Güte erweise und sich versichert halte, dass ich der gehor­samste, unterthänigste und eifrigste Ihrer Diener bin. Starke m b e r g. “

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