Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 43 Welwarn zurück. General v. Platen sandte nun von Lobositz aus Streifparteien über Trebnitz und Laun bis in die Gegend von Saaz am linken, und über Gastorf, Wegstädtl, Liboch am rechten Elbe-Ufer aus. Über die Bewegungen seines Heeres in den letzten Tagen berichtete Prinz Heinrich aus Niemes am 13. August an den König: Die Besetzung von Leitmeritz durch Sobeck, jene von Neuschloss durch Möllendorf, die von Merzdorf und Paulsdorf bei Beichenberg durch die Sachsen, und endlich jene der Defiléen von Katharinenberg durch Podgurski habe bereits stattgefunden. Diese Stellung sei sehr gut, und obgleich sehr ausgedehnt, so könnten die verschiedenen Heerestheile sich doch in drei Stunden gegenseitig unterstützen. Der Angriff von hier aus unterliege grossen Schwierigkeiten; zum Überschreiten der Elbe benötliigte die Armee des Ungeheuern Trosses wegen siebzehn Tage. Die Abtheilungen halten Posten besetzt, aus welchen das österreichische Lager hinter der Iser einzusehen sei. Am 12. August marschirte die Armee Loudon’s von Münchengrätz nach Jungbunzlau, 10.000 Mann bei ersterem Orte zurücklassend; bei Turnau stünde ein Corps; Fürst Liechtenstein solle bei Raudnitz eingetroffen sein. Die Stärke sämmtlicher Streitkräfte Loudon’s belaufe sich ausschliesslich der vom Kaiser kürzlich zugeführten Verstärkungen auf ungefähr 60.000 Mann. Es wäre sehr erwünscht, in der Stellung am rechten Iser-Ufer eine entscheidende Schlacht zu liefern, da hinter dem Flusse der Feind nicht angegriffen werden könnte. Am rechten Elbe-Ufer lagernd, sei das Heer vor allen Unternehmungen Loudon’s gegen die Lausitz und Berlin gesichert. Bei der Armee des Prinzen herrsche grosser Brodmangel und die Pferde crepiren massenhaft. Es wäre gewiss ein grosses Glück, wenn die Kaiserin von Russland Truppen nach Lodomerien marschiren liesse. Loudon solle die Absicht und die Ermächtigung haben, den Streitkräften des Prinzen die Schlacht zu liefern, so lange aber dieser in seiner gegenwärtigen Stellung verbleibe, werde dies Schwierigkeiten haben. Während Prinz Heinrich, wie aus obiger Correspondenz hervorgeht, von dem Gedanken erfasst war, er würde von dem Feldmarschall v. Loudon angegriffen werden, und daher zur Begegnung dieses Angriffes die vortheilhafte Stellung Neuschloss-Niemes-WarteD- berg-Merzdorf mit seinem Heere bezog, hatten sich im österreichischen Hauptquartiere zu Münchengrätz die gleichen Besorgnisse geltend gemacht. Die am 8. August vom General Belling über Wartenberg, Schwabitz und Wapno, von den Generalen Podgursky und Knobelsdorf über Kriesdorf, Böhmisch-Aicha, Laukowitschek, Podhor und Aujezd gegen das Ufergelände der Iser unternommenen Recogno- scirungen, sowie die am folgenden Tage ausgeführte Bewegung der Armee in die zuvor erwähnte Linie Neuschloss-Merzdorf hatten Feld