Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens
195 Gegner, wie die Kaiserlichen, zu kämpfen und gingen nur widerwillig in die Tranchéen, welche sie als ihre Gräber betrachteten. In der That verdient die Beharrlichkeit und der fanatische Muth der Türken alle Anerkennung; der Verlust ihres Heeres mochte an diesem Tage bereits die bedeutende Höhe von 30.000 Mann erreicht haben, welche theils durch Kugel und Schwert, theils durch Krankheit umgekommen waren. Die Leichen der Gefallenen verpesteten die Luft in den Laufgräben, da der unbeugsame Starhemberg, um die Türken mürbe zu machen, absichtlich jede Waffenruhe zur Beerdigung der Todten ab lehnte. Am 19. August schwiegen die Kanonen, die Kaiserlichen Messen aber um 7 Uhr Früh an der Spitze des Ravelins eine Mine springen, welche circa 100 Türken das Lehen kostete. Dessenungeachtet umklammerten die Türken immer mehr das bereits einem Maulwurfshügel gleichende Burg-Ravelin, arbeiteten sich auch immer tiefer im Graben vor der Löbel-Bastion ein, und sprengten Nachmittags bei der Burg-Bastion eine ziemlich wirkungslose Mine. Die Tapferkeit der Ravelin-Besatzung konnte vom Feinde nicht besser geehrt werden, als durch den allgemein im türkischen Lager gebrauchten Ausdruck „Zauberhaufen“, wenn vom Burg-Ravelin die Rede war. Die FZM. Graf Kapliers und Graf Starhemberg, von dem Wunsche beseelt, mit dem Herzoge von Lothringen in steter Verbindung zu bleiben, entsendeten den wackeren Diener Koltschitzky’s, Georg Michaelo- vitz, mit Briefen an denselben. Koltschitzky hatte sich nämlich geweigert, nochmals den gefährlichen Gang zu machen, da er sich im türkischen Lager erkannt glaubte. Michaelovitz verhess Wien in der Nacht auf den 19. August und gelangte glücklich zu Lothringen, nachdem er schon am 20. Abends das verabredete Feuerzeichen am Bisamber<re aufflammen liess. FZM. Kapliers schrieb unter dem 19. August, dass die Garnison sich täglich vermindere und Mangel an Munition eingetreten, daher der Entsatz nothwendig sei *). Der in französischer Sprache geschriebene Brief Starhemberg’s hingegen lautet in deutscher Übersetzung: Euer Durchlaucht! „Wien, 18. August 1683. Ich danke Gott, dass endlich einer meiner Briefe Euer Durchlaucht erreicht hat. Es würden mehr Briefe seit dem 22. Juli ein') Réponse d’un officier etc. 13