Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 13 10 Bataillonen und 18 Ecadronen, welche grossentheils aus polnischen Recruten gebildet waren, nach Nachod, behufs Deckung der Verbindung mit Glatz, dieses Hauptwaffenplatzes des preussischen Heeres, verlegt. Im Lager von Wolsdorf verblieben sodann noch 66 Bataillone und 80 Escadronen oder ungefähr 65.000 Mann. Nach der Zusammenziehung des Heeres bei Wolsdorf dehnte der König die Flügel desselben von Neustadt an der Mettau über Skalitz bis Deutsch-Praussnitz aus, recognoscirte am 19. und 20. Juli die Verschanzungen hei Königinhof und Arnau und liess am nächsten Tage Generalmajor Graf Anhalt mit 2 Brigaden — 12 Bataillone, 15 Escadronen — nach Ketzelsdorf und Pilnikau abrücken, um die Umfassung der rechten Flanke durch das bei Arnau stehende Corps des FML. Graf d’Alton von 15.000 Mann Stärke zu verhindern. Gleichzeitig nahm Generalmajor v. Dallwig mit 6 Bataillonen auf den Höhen zwischen Soor und Deutsch-Praussnitz Stellung. Über diese operativen Anordnungen und taktischen Massnahmen schreibt der König am 22. Juli an seinen Bruder: Auf seiner Seite stellen sich unübersteigliche Hindernisse einer Offensive entgegen. Die Corps der österreichischen Generale d’Alton und Lattermann stehen zwischen Arnau, Hermannseifen und Langenau und verwehren in dieser Gegend den Elbe-Übergang. Aus dem beiliegenden Abriss der Lagerstellung der k. k. Armee könne der Prinz über die gegenseitigen Verhältnisse sich informiren, sämmtliche feindlichen Verschanzungen seien unter- minirt. Sobald die II. Armee Leitmeritz genommen, würde das Kriegstheater von Böhmen nach Mähren verlegt werden müssen. Zwei Tage darauf — 24. Juli — versicherte Friedrich II. seinen Bruder, dass er die österreichische Hauptarmee festhalten und verhindern werde, mit überlegener Macht auf dessen Streitkräfte sich zu werfen; er sähe aber nicht ab, in welcher Weise er den Feind aus der Elbestellung verdrängen sollte. Der linke Flügel des Gegners lehne sich an das Riesengebirge und sei nicht zu umgehen, alle Redouten und sonstigen Werke der österreichischen Position seien verpalissadirt, unterminirt und unangreifbar. — Die Hannoveraner wünschten in das Bündniss mit den deutschen Reichs-Kreisen zu treten und an dem Kriege mit 20.000 Mann sich zu betheiligen. Der Herzog von Braunschweig würde sie befehligen und durch Zusammenziehung der Truppen von Münster, von Hessen und Dänemark würde ein Corps von 30.000 Mann gebildet werden, welches gegen Eger und Bayern in Action einträte. Zu dieser Hilfeleistung der norddeutschen Contingente kam es indessen nicht, da Frankreich erklärte, dass es durch die hannoverschen Rüstungen sich veranlasst fühle, Truppen an der Saar zur Beobachtung aufzustellen. Inzwischen fanden von beiden Seiten blos Streifzüge und Recog- noscirungen statt und dieser kleine Krieg währte bis Mitte August, ohne