Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Josef Rechberger Ritter von Rechkron, Oberstlieutenant im k. k. Kriegs-Archive: Wien's militärische Bedeutung (Eine historische Studie)

II. Wien’s kriegshistorische Vergangenheit. 305 aus dem 1602 vom Erzherzoge Matthias an Kaiser Rudolf II. über­reichten Memoriale hervorgeht. In dieser Urkunde ist betont, dass „die namhafteste Stadt“ (Wien) „der rechte Schlüssel“ sei, nicht allein zu des Kaisers „Königreichen und Landen“, sondern auch „zum gan­zen deutschen Reich und der übrigen Christenheit“ zu gelangen. Dabei ruft der Erzherzog aus: und da „daran so viel gelegen, solle diese Stadt, das Gott gnädig verhüten wolle, verloren werden!“ Des Ferneren ist bemerkt, dass man das „so nöthige Werk“ der Befesti­gung Wien’s „ein zehn Jahre herum so gar erliegen lassen“ und nun­mehr „keine Zeit mehr verstreichen lassen“ dürfe, sondern Alles Vor­kehren müsse, die Werke zu vervollständigen. Vor Allem bezeichnet Matthias „die Vorstädte als den schäd­lichsten und grössten Feind der Stadt“, und darum sollten dieselben „genugsam weit“ von der Umwallung verlegt, „und um und um so viel möglich eine graume und blosse Ebene“ gemacht werden. Übri­gens war schon 1563 von anderer Seite beantragt worden, „dass in den Vorstädten, wo sich die Häuser täglich vermehren“, solche nur „ringweise 50 Klafter vom Stadtgraben entfernt aus Holz erbaut“ werden dürfen. In dem Anträge des Erzherzogs vom Jahre 1602 erscheinen bereits vorhanden angeführt: „die Kärntner-Bastei“; „die obere Paradeiss- Bastei“ (1684 Wasserkunst-Bastei genannt); „die untere Paradeiss- Bastei“ (1684 Braun-Bastei genannt); „die Burger-Bastei bei den Pre­digern“ (1684 Hollerstauden Bastei genannt); „die Biber-Bastei“; „die Piatha forma“ (1563 Thunan-Bastei genannt); „die Arsenal-Bastei“ (1706 Neuthor Bastei genannt); „die Eckh-Bastei“ (1684 Elend-Bastei genannt); „die Schotten-Bastei“ (1684 Mölker-Bastei genannt); „die Landt-Bastei“ (1684 Löbel-Bastei genannt), endlich „die Burck-Bastei“ (1533 Burg- und 1684 Altspaniuger-Bastci genannt). Aus vorstehenden, durch Urkunden festgestellten Thatsachen ergibt sich, dass mit Beginn des 17. Jahrhunderts zum mindesten die Grundformen der bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor­handen gewesenen Bastionirung Wiens bereits bestanden. Allerdings mussten dann im Verlaufe der Zeit Proliié und überhaupt fortificato- rische Details in dom Maasse manche Wandlung erlitten haben, als Befestigungskunst und Art der Kriegführung mehr und mehr fort- scliritten. Als aber Thurn 1619 vor Wien erschien, um dieses zu belagern, war die Umwallung noch mangelhaft. Ungeachtet dessen gewährte die von Truppen cntblösste Stadt Ferdinand II. die Möglichkeit, den böhmischen Aufrührern gegenüber standhaft bleiben zu können. Ebenso musste Torstensohn im Jahre 1645 erfahren, dass Wion, welches mit grossem Muthe sich rüstete, ein Bollwerk sei, an das er, ungeachtet der Tapferkeit seiner Schweden, allein sich nicht wagen

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