Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529
Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 335 ordentliches Geschick bekundeten. 5000 bis 6000 Mann arbeiteten gleichzeitig in den Laufgräben und Minengängen und drangen hiebei mit einer unglaublichen Schnelligkeit vor, denn schon am 2. October waren zwei Minen, eine links des Kärntnerthurmes, die andere rechts gegen das Kloster St. Clara (Bürgerspital) zur Sprengung bereit. Am 29. September fielen 2500 Mann unter Eck von Reischach beim Kärntnerthore aus, um die feindlichen Geschütze zu vernageln, vermochten aber gegen die tapferen und sich immer mehr ansammelnden Janitscharen nicht viel auszurichten und kehrten unverrichteter Sache zurück. Eine spanische Compagnie säuberte unterdessen die zwischen der Stadt und den Vorstädten gelegenen Weingärten von den genäschigen Türken und verdarb ihnen die Lese. Tags darauf wurde von den Nassaden die Wache bei der Schlagbrücke überrumpelt und niedergemacht. Durch einen Überläufer erhielt Graf Salm ausführliche Nachrichten über die Stärke, Aufstellung und Vertheilung des Feindes, sowie genaue Auskunft über die beiden früher erwähnten Minen, denen nun sofort mit fieberhafter Eile durch Bergknappen entgegengearbeitet wurde. In der That gelang es am 2. October jene beim Kärntnerthore aufzufinden und unschädlich zu machen; zwei Steinminen jedoch, welche gegen den Kärntnerthurm gerichtet waren, verursachten bei ihrer Sprengung geringen Schaden. Die Aufmerksamkeit der Belagerten richtete sich nun vornehmlich auf die feindlichen Minen, da bekannt geworden, dass die Türken mit denselben alle Mauern und Thürme einwerfen und dann stürmen wollten. In den Kellern der dem Walle zunächst stehenden Häuser wurden permanente Wachen aufgestellt, welche auf jedes unterirdische Geräusch zu achten hatten, und durch die Bewegung der auf eine Trommel gelegten Erbsen oder eines gefüllten Wasserbeckens hierin wesentlich unterstützt wurden. Sobald verdächtiges Klopfen gehört wurde, arbeitete man sofort entgegen, und hatte oft das Glück, die feindlichen Mineurs niederzuhauen oder durch Gegenminen zu verschütten, das Pulver aus den fertigen Minen wegzunehmen oder unbrauchbar zu machen. Demungeachtet war es schliesslich nur die äusserst energische Vertheidigung im Nahkampfe, welche die Erstürmung der Stadt abwehrte, weil es den Türken doch gelang, gangbare Breschen zu erzeugen, die sofort zum Sturme benützt wurden. Vor dem Schottenthore scharmützelte am 2. October der Beg von Semendria, wobei die Belagerten 40 Mann verloren. Tags darauf brannte das Kärntnerthor und die kleine Schlagbrücke vor demselben ab; auch wurde durch das anhaltende Geschützfeuer der Kärntnerthurm seiner Zinnen entblösst, und musste zur