Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

334 Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. noch immer war die sehnlichst erwartete Bemannung nicht eingetroffen. Als die Ausbreitung der Nassaden in den Auen nicht mehr verhindert werden konnte, steckte man auch die Taborbrücke in Brand. Die türkischen Matrosen zerstörten nun die lange Brücke und den stehen gebliebenen Rest der Taborbrücke und drangen mit ihren zahlreichen Schiffen bis Nussdorf vor. Jetzt wurde von den Belagerten auch ein Theil der Schlagbrücke abgetragen; jede Verbindung über die Donau hatte aufgehört. Nur einige Waghälse durchschwammen während der Belagerung glücklich die grosse Donau und vermittelten die Correspondenz zwischen König Ferdinand und Graf Salm. Ereignisse bei der Belagerung. Am 28. September, während die Türken alle Vorbereitungen zur regelmässigen Belagerung trafen, fielen drei Fähnlein unter Eck von Reischach beim Burgthore aus, überraschten die bereits in den Lauf­gräben arbeitenden Janitscharen und tödteten einige Hundert der­selben. Nachmittags 2 Uhr vertrieben die Spanier vom Werderthore aus eine Anzahl von Nussdorf herabgekommener türkischer Schiffe, welche hier landen wollten. Der Hauptangriff der Türken richtete sich auf die Werke von der Augustinerbastei bis zu einem Tliurme und Bollwerke zwischen dem Kärntner- und Stubenthore, der noch im Quartier Eck von Rcischach’s lag, hauptsächlich aber auf den Kärntnerthurm und das Kärntnerthor. Gegen diese Front drangen die Türken sofort mit ungefähr 40 Laufgräben vor, welche durch Bretter und vorgelegte Erde gegen Frontal- und Seitenfeuer gedeckt waren, und errichteten gleichzeitig gegenüber dem Kärntnertliore, beim Ladislausthurme (in der Nähe des heutigen Starhemberg’schen Freihauses auf der Wieden) und bei der Spittelmühle (am linken Wienfluss-Ufcr, in der Nähe der Schwarzenbergbrücke) zwei grosse Batterien, welche durch einen hohen Wall gedeckt wurden, und alsbald gegen die Umfassung und die Stadt zu spielen begannen. Die Janitscharen hatten sich im Schutte der abgebrannten Vor­städte eingenistet und beunruhigten durch Büchsen und Bogen die Besatzung, welche sich auf den Brustwehren zeigte, sowie die Kärntner­strasse, in welche unausgesetzt Pfeile fielen. Das schwache Caliber der zur Breschelegung verwendeten Geschütze, sowie die mangelhafte Bedienung derselben waren Ursache, dass der Schaden, den die türkische Artillerie den Befestigungswerken zufügte, verkältnissmässig von geringem Belang war. Mit um so grösserem Eifer warfen sich nun die Türken auf den Minenkrieg, für welchen sie ein für die damalige Zeit ganz ausser-

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