Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529
332 Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 3000 Mann Kärntner und Krainer unter Eck von Reischach die Wälle besetzt. Dieser Abschnitt war den Angriffen der Türken am meisten ausgesetzt und wurde in der Folge fast täglich durch Minen und Stürme in Athem gehalten. Abel von Holneck hatte mit den steirischen Hilfstruppen das dritte Quartier zu vertheidigen, welches sich vom Augustinerkloster bis zum Burggarten erstrockte. Unter ihm befehligte Hans Jörg von Purgstall. Sieben Fähnlein des „alten Haufens“ (Österreicher) unter dem Obersten Leonhard Freiherrn von Fels bewachten die Burgbastei und das Schottenthor; an sie schlossen sich 2000 Österreicher und 700 Spanier unter Reinprecht von Ebersdorf, welchen die Obhut des Walles bis zum Werderthore anvertraut war. In der Folge wurden aber die tapferen und schiessgewandten Spanier zum bedrohten Kärntnerthurme beordert und durch ein Fähnlein Kärntner ersetzt. Der Thurm im Elend, welcher innerhalb dieses fünften Quartiers lag, that mit seinen Geschützen der türkischen Flottille auf der Donau später grossen Abbruch. Den Abschluss vom Werderthore über das Salzthor bis zum rothen Thurme bildeten 2000 Böhmen unter Ernst von Brandenburg und Wilhelm von Wartenberg; Hardegg’s Cavallerie war ihnen zur Unterstützung zugewiesen. Hier standen auch die treugebliebenen 32 Ungarn. Der Rest der Cavallerie unter dem Commando des Freiherrn von Rogendorf war auf vier günstig gelegenen Plätzen der Stadt angemessen vertheilt. Die bewaffnete Bürgerschaft rangirte in vier Compagnien, wovon zwei unter ihren Hauptleuten Greisseneck und Hauser beim Schotten- tliore in den Reihen der Vertheidiger standen. Die beiden anderen Compagnien besorgten unter der Leitung des Bürgermeisters und des Stadtrichters die Aufrechthaltung der Ordnung in der Stadt und die Feuerpolizei, und hatten als Sammelplatz den tiefen Graben zugewiesen. Auf dem Stephansthurme wurde jeder vom Feinde projectirte Sturm oder Anlauf durch eine in der bedrohten Richtung ausgesteckte Fahne angezeigt. Hier verweilte Salm, beobachtete die feindlichen Bewegungen und eilte bei drohender Gefahr sofort auf den Wall. Einschliessung Wien’s. Unter all’ diesen Vorbereitungen zur Vertheidigung von Wien war das türkische Heer immer näher gekommen, traf bis zum 26. September in der beiläufigen Stärke von 300.000 Mann (inclusive Tross), 300 Kanonen leichteren Calibers (dio schweren Geschütze waren in Folge der grundlosen Wege in Ungarn zurückgeblieben) und 22.000 Kameelen vollzählig vor den Mauern Wien’s ein und bezog 16 grosse Lager, welche