Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 331 Hauptwalle vorgelegt und beim Salzthurme (Ausgang der Fischer- stiege beim Salzgries) eine neue Bastion errichtet; 3. zwanzig Schuli diesseits des Hauptwalles, und zwar in der Ausdehnung vom Kärntner- bis zum Stubenthore durch eine Brust­wehr mit vorgelegtem Graben ein Abschnitt gebildet, um selbst beim Verluste des Hauptwalles die Vertheidigung noch fortführen zu können; 4. bis zum 7. October die Ausfüllung der Tliore mit Mauer­werk bewirkt; nur das Salzthor blieb offen; 5. alle mit Stroh und Holz eingedeckten Häuser abgedeckt und gegen Feuersgefahr gesichert. Endlich regelte Salm die Verproviantirung, liess aus der Umge­bung Vieh, Wein und Getreide in genügender Menge zuführen, die vorhandenen Vorräthe sorgfältig verzeichnen und controliren und entfernte die unnützen Zehrer aus der Stadt, durch welche Mass- regeln die Besatzung wenigstens mit Bezug auf Lebensmittel sehr gut versorgt war. Auch schrieb er eine Classensteuer aus, um die leere Kriegscasse zu füllen. Schon am 23. September fielen 500 Reiter unter Hardegg beim Stubenthore aus, um dem wüsten Treiben der „Renner und Brenner“ bei St. Marx ein Ziel zu setzen, geriethen jedoch in einen Hinter­halt und zogen sich mit einem Verluste von 3 Todten und 7 Gefan­genen, darunter den Fahnenjunker Christoph von Zedlitz '), zurück. Die Köpfe dieser Todten, sowie jene von vier grausam ermordeten Siechen von St. Marx, mussten von den Gefangenen dem schon bei Bruck an der Leitha eingetroffenen Sultan entgegengetragen werden. Vertheidigungs-Abschnitte. Am 26. September, als bereits das ganze türkische Heer vor Wien erschienen war, wurde die Stadt in sechs Vertheidigungs-Ab­schnitte (Quartiere) getlieilt und folgendermassen endgültig besetzt: Pfalzgraf Philipp hatte mit 100 Cürassieren und 14 Fähnlein Reichstruppen die Strecke vom Rothenthurmthor über den Biber­thurm (heutige Franz Josef-Caserne) und das Stubenthor (Ausgang der Wollzeile) bis zur Hälfte des Kärntner - Viertels zu vertheidigen; von hier über den Kärntnerthurm (verlängerte Kärntnerstrasse, Haus Kr. 51, daselbst Gedenktafel) bis zum Augustinerkloster hielten ') Christoph von Zedlitz weilte als Gefangener während der Belagerung Wien’s in unmittelbarer Nähe des Sultans, der ihn am 15. October, reich beschenkt, ent- liess. Dieser schlesische Edelmann errang sich durch seine Fertigkeit in den ritter­lichen Künsten die Gunst des Sultans und Ibrahim Pascha’s, durfte im Lager frei unihergehen und speiste von der Tafel Soliman’s. Auch der Umstand, dass er allen Versuchungen, seinen Glauben und sein Vaterland abzuschwören, widerstand, ver­schaffte ihm bei dem edeldenkenden Soliman hohe Achtung. Zedlitz kämpfte noch im Türkenkriege 1532 und starb bald darauf in Breslau an Gift. Mittkeilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1882. 23

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