Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529
330 Die erste Belagerung Wien’s durcli die Türken im Jalire 1529. Truppen des deutschen Reiches, die Oberste Eck (Hector) von Reischach, Leonhard Freiherr von Fels, Hans Katzianer und Paul Bakics. Unter denjenigen, welche sich bei der Vertheidigung Wien’s weiters hervorthaten, verdienen besonders Erwähnung: Max Beck von Leopoldsdorf, Oberst und Proviantmeister; Ulrich Leyser, Zeugmeister; Georg Freiherr von Puchheim, Statthalter von Nieder-Osterreich; Hans Ritter von Greisseneck, Stadthauptmann von Wien; Ernst von Brandenstein, böhmischer Oberst; Niklas von Thum und Sigmund Weichselberger, Oberste; Hans Jörg von Purgstall, steirischer Hauptmann; Wolfgang Treu, Bürgermeister von Wien*); Paul Bernfuss, Stadt- richter; Sebastian Eiseier, Wolfgang Mangold und Sebastian Schranz, Rathsherren. Unter den Hauptleuten und Edelleuten begegnen wir den Namen fast aller berühmten Adelsgeschlechter Österreichs. Insbesondere waren vertreten: Auersperg, Bibra, Hardegg, Herberstein, Kinsky, Kheven- hüller, Lamberg, Liechtenstein, Öttingen, Pappenheim, Rosenberg, Schwarzenberg, Sinzendorf, Starhemberg, Trautmannsdorf und Wolkenstein. Auch vier ungarische Edelleute mit 28 Reisigen, welche den meineidigen Bischof von Gran verlassen hatten, betheiligten sich an der Vertheidigung von Wien. Vertheidigungs-In standsetzung. Graf Salm’s erste Sorge war, die mangelhaften und unzureichenden Befestigungen auszubessern und zu verstärken, sowie neue Befestigungen, besonders Aussenwerke, herzustellen. Mit fieberhafter Eile und rühmenswerthem Eifer wurden noch im letzten Momente und theilweise schon im feindlichen Feuer eine Menge Arbeiten ausgeführt, unter Anderem: 1. das Ufer des Donaucanales verpalissadirt; 2. gleichfalls an der Donaufront ein starker hölzerner Wall dem Im Jahre 1529 von seinem bei Regensburg die Reichshilfe sammelnden Oheim Friedrich nach Wien vorausgesendet, gelang es ihm noch rechtzeitig mit 14 Fähnlein Fusstruppen und einigen hundert Reitern in diese Stadt zu gelangen. Er hatte jedoch im Kriegsrathe der Vertheidigung keine Stimme, und war mit dem ganz speciellen Commando eines Abschnittes betraut, womit der besonders in deutschen Geschichtswerken eingeschlichene Irrtlium widerlegt ist, nach welchem der 26jährige Pfalzgraf der eigentliche Vertheidiger Wien’s und Salm ihm blos zur Seite gestellt war. Nach der Belagerung von Wien ernannte ihn Ferdinand zum Statthalter von Württemberg, welches Herzogthum nach dem verlorenen Treffen von Laufen (1534) den Habsburgern für immer entrissen ward. Der bei diesem Gefechte verwundet in Gefangenschaft gerathene Pfalzgraf Philipp lebte nach seiner Befreiung nur den Wissenschaften und starb am 4. Juni 1548. *) Dessen Standbild wird im grossen Festsaale des neuen Wiener Rathhauses aufgestellt werden.