Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529
326 Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. Armirung der Werke. Zur Armirung der immerhin umfangreichen Festung standen nur 72 brauchbare und den verschiedensten Calibern angehörende Geschütze zur Verfügung. Man unterschied: Mauerbrecher, scharfe Metzen, Karthaunen für 48-, 24- und 12pfündige Kugeln, Singerinnen, Schlangen (Noth-, Feld- und Viertel-Schlangen), Falkaunen, Falkonette, Schlängelchen, Hauf- nitzen (Haubitzen), Feuerkuchen, Kammer- und Steuerstücke *). Diese Geschütze wurden in aller Eile an die verschiedenen Bastionen, Thürme und sogar auf Dächer, wie folgt vertheilt: Auf der Burghastei eine doppelte Haubitze und fünf Falkaunen; auf dem Bollwerke zwischen dem Burg- und Schottenthore eine Kar- thaune; zwischen diesem Bollwerke und dem Schottenthore wurden acht Schiessscharten in den Wall gebrochen, für welche drei halbe Schlangen genügen mussten. Das Schottenthor-Ravelin wurde mit einer halben Schlange, einer Singerin und vier Falkaunen bedacht; der Thurm im Elend (Ausgang der .Wipplingerstrasse) erhielt zwei Falkaunen, das spanische Bollwerk eine Karthaune und grosse Nothschlange, genannt der Greif. Auf der hohen Brücke (Kreuzung der Wipplingerstrasse mit dem tiefen Gräben), sowie im Garten des Salzburgerhofes (heutige k. k. Telegraphen-Central- Anstalt) stand eine Singerin und eine halbe Schlange, welche die Donau bestreichen sollten. Das Werderthor-Ravelin (Ausgang des tiefen Grabens) wurde mit zwei Falkaunen armirt, desgleichen das Ravelin beim Salzthurme (Ausgang der Fischerstiege). Eine halbe Schlange und eine Falkaune standen im Garten des Dominikanerklosters (zunächst des Stubenthores) und zwei halbe Schlangen auf dem Cavalier und dem Kasten des Klosters. Die Courtine zwischen dem Stuben- und Kärntnerthor war mit acht Falkaunen und einer Singerin bedacht; auf dem Dache des Klosters St. Jacob (Jacoberhof) standen zwei Falkaunen. Das Bollwerk zwischen Stuben- und Kärntnerthor erhielt drei doppelte Haubitzen, eine Singerin und drei kleine Mörser; das Kärntnerthor eine grosse Nothschlange, eine halbe Schlange und zwei eiserne Kammerfalkaunen, auf dem vorliegenden Ravelin wieder eine Falkaune. Auf dem Dache eines Hauses zunächst des genannten Thores wurden zwei kleine Falkonetlein placirt, und rechts des Thores, gegen das Kloster St. Clara (heutiges Bürgerspital) hin, eine Singerin. Im Kloster St. Clara standen eine halbe Schlange und eine Falkaune und ') Abbildungen dieser Geschütze sind in G. Fronsberger’s Kriegsbuch zu finden.