Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 327 vor demselben zwei doppelte Haubitzen mit Hagelgeschütz, ein grosser und zwei kleine Mörser. Zwischen St. Clara und dem Augustinerkloster wurden in den Wall drei Schiesslöcher gebrochen, welche für eine Karthaune, eine Singerin und eine grosse Nothschlange bestimmt waren. Der Kärntnerthurm erhielt zwei Falkaunen, und neben diesem Bollwerke wurden zwei grosse eiserne Steinbüchsen mit Hagelgeschütz postirt. Ausserdem waren auf allen Thürmen und Mauern eine grosse Anzahl doppelter, einfacher und halber Haken vertheilt, welche der Stadt Wien gehörten. Das gesammte Geschützwesen stand unter der Leitung des Zeug­meisters Ulrich Leyser, welcher über 74 Feuerwerker verfügte. Unmittelbar vor dem Eintreffen der türkischen Vorhut brannte man die damals noch ziemlich unbedeutenden Vorstädte (in Summa nicht mehr als 800 Häuser) nieder, um dem Feinde keinerlei Vor­theile für die Belagerung zu bieten. Bei dieser Gelegenheit wurden auch das alte Bürgerspital vor dem Kärntnerthore, mehrere Klöster und das Kablenberger Schloss theils verbrannt, theils gesprengt und geschleift. Auf der Donau verfügte man über eine Flottille, welche jedoch nur aus 28 grösseren imd circa 100 kleineren Fahrzeugen bestand, deren vollständige Bemannung erst aus Dalmatien erwartet wurde. Besatzung. Die Besatzung zählte bis zum 20. September nur 10.000 Mann. Noch bis zum 25. September vermehrte sich jedoch dieselbe auf 18.000 Mann und 2000 Reiter regulärer Truppen deutscher, böhmischer und spanischer Nationalität, zu denen sich später circa 1500 Bürger und Studenten gesellten, welche sich mit Freuden für den Kampf mit den Türken bewaffneten. Ja, die Begeisterung für die gute Sache hatte einen so hohen Grad erreicht, dass Diego Serava, der Erzieher der spanischen Edelknaben, welche ihm entflohen waren, um in den Reihen der Vertheidiger zu kämpfen, nach ihrer Auffindung sich voll Feuer selbst an ihre Spitze stellte. Die reguläre Besatzung bestand aus erbländischen, spanischen und Reichstruppen. Zu den ersteren gehörten: 500 Reiter aus Nieder-Osterreich, deren Oberst Wilhelm von Rogendorf war; ein Fähnlein Fussvolk aus den österreichischen Städten; zwei Fähnlein niederösterreichischer Fusstruppen;

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