Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805
502 Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. in Gegenwart aller meiner Herren Officiere und im Beisein des InterimsDivisions-Commandanten von Nassau-Cürassiere, Rittmeister v ................., de r mit seiner Abtheilung hinter der Stadt sich befände, uns mittheilen müsse. Der französische Officier machte nun Miene, mich mit einem Friedenskusse zu umarmen, was ich jedoch mit dem Bemerken ablehnte, dass es damit noch weit stehe und er möge nur, da er Eile vorgähe, seinen Auftrag eröffnen. Dieser bestand in folgender Erklärung: Dass mit der österreichischen Armee zwischen beiden kaiserlichen Majestäten eine Convention in Wien abgeschlossen worden sei, dass beide Monarchen in der kaiserlichen Burg zu Wien gemeinsam resi- diren, und dass bereits eine Abtheilung österreichischer Grenadiere als Ehrenwache daselbst eingerückt wäre. Die französische Armee habe es nur mit den grausamen Russen, diesen Unmenschen zu thun, durch welche sie bei Krems so übel zugerichtet worden; diese allein sollten daher noch überfallen werden. Als ich ihn fragte, ob er etwas Schriftliches bei sich hätte, zog er richtig ein kleines Billet heraus, worauf nur der Name Sr. Durchlaucht des FML. Fürsten Auersperg stand. Wir Alle waren über diese angebliche Convention im höchsten Grade bestürzt. Der brave Rittmeister von Nassaü-Cürassieren nahm mich bei Seite und sagte: Herr, unsere Alliirten können wir nicht überfallen lassen; ich schicke augenblicklich mit Hirer Bewilligung einen ausrichtsamen, wohlberittenen Wachtmeister an die Russen, sowie an unsere eigenen Truppen ab, um die einen oder anderen — wo er sie immer anträfe — von dem in Kenntniss zu setzen, was der Feind im Schilde führe; sollte er auch bis Krems reiten müssen und dabei sein Pferd verlieren, so wird den Truppen damit doch insofex-ne genützt sein, dass sie ihre nöthigen Dispositionen treffen können. Ich stimmte diesem Anträge des Rittmeisters bei und wandte mich an den Cüi-assier-Officier mit der Frage: was er von der Er- klärung des angeblich bevollmächtigten französischen Officiex-s halte? worauf er bemerkte, dass dieser Officier vor der Front des Cürassier- Regiments ein Gleiches vorgebracht und auch dem Herrn General- Brigadier dasselbe ei’öffnet hätte. Ich fragte nun weiters, was denn die Stabsofficiere jenes Regimentes zu thun beschlossen hätten, und ob General v. Weber an mich keinen Auftrag wegen meines Rückzuges oder Einrückung mit meiner Truppe irgend wohin gegeben habe? Die Antwort hierauf war, dass sein Oberst der Nachricht einer vollzogenen Convention um so mehr Glauben beigemessen habe, da die Brücke nicht abgebrannt worden wax-, weshalb er das Regiment einstweilen nach Lang-Enzers- doi'f einrücken liess; der Herr Brigadier aber habe dem Major die