Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Original-Briefe König Friedrich's II. im k. k. Kriegs-Archive zu Wien

Originalbriefe König Friedrich’s II. im Kriegs-Archive zu Wien. 481 Als Reorganisator der Infanterie stand der Feldmarschall (seit 17541 Leopold Josef Reichsgraf von Daun, dem auch die Ober­aufsicht über die 1752 errichtete adelige Cadeten-Akademie in Wiener- Neustadt und die 1754 aufgestellte, beziehungsweise erneuerte Pflanz­schule und Ingenieur-Akademie in Wien übertragen worden war, in erster Linie. Um die Ausbildung der Cavallerie erwarb sich der General- Feld-Wachtmeister Friedrich Baron Winkelmann und nach diesem der Graf Alois Radicati (gefallen als Feldmarschall-Lieutenant in der Schlacht von Lobositz 1756) Verdienste, während das gesammte Geschützwesen dem noch immer nicht genug gewürdigten Feldmarschall Josef Wenzel Fürst von Liechtenstein unterstellt war, welcher die •österreichische Artillerie für ein ganzes Jahrhundert zu der meist gefürchteten in Europa heranbildete. In Preussen waren die militärischen Reformen meist schon älteren Datums. Wurde ,.die brandenburgische Flinte“ schon in den ersten zwei schlesischen Kriegen vielfach als „verhext“ bezeichnet, weil sie „in der Minute fünfmal (?) losging“, so wurde nach dem Frieden das Schnellfeuer der Truppen zu noch grösserer Wirkung gebracht, hingegen der Bajonnetkampf beschränkt. Das Peloton- (Zugs- und Rotten-) Feuer galt bei der preussischen Infanterie als Norm; grössere Abtheilungen wurden nur ausnahmsweise zum gleichzeitigen Schiessen befehligt und ein in der Front entwickeltes Bataillon nur dann, wenn man dem weichenden Gegner „eine glück­liche Reise zu wünschen hatte“. Nach der Anregung des Generals von Kyau suchte die preussi- sche Cavallerie durch geschlossenes und gerichtetes Reiten in allen Gangarten sich auszuzeichnen, um der österreichischen, die sich bisher überlegen erwiesen, gleichzukommen. Jedem Cavallerie-Officier hatte der König bei Strafe der Cassation befohlen, dem Angriffe des Gegners zuvorzukommen und es wurde durch diese Anordnung Geist und W7esen der Reiterei nicht wenig gefördert. Übungslager wurden in Preussen häufig gehalten und das bedeu­tendste in dieser Periode war das nächst Spandau (1753). In dem­selben suchte der König die aus alten Historikern entnommenen taktischen Formen praktisch zu verwerthen. Er überzeugte sich, dass der Angriffs-Keil der Germanen gegen Feuerwaffen unwirksam geworden, behielt aber die schräge Front mit der Tendenz der Bedrohung der feindlichen Flanke bei. Der Angriff in Staffeln (echelons) wurde zu grosser Präcision gebracht. Zur Sicherung des eroberten Schlesiens wurde die Festung Glatz erweitert, Schweidnitz neu fortificirt und an der Verstärkung anderer Plätze emsig gearbeitet.

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