Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad

470 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. zu steigern, so habe Graf Neipperg durch Vermittlung des -Marquis Villeneuf die Rasirung Belgrads gegen jene Orsova’s zu beantragen und ausser den am 11. März gemachten Zugeständnissen auch noch jene Abtretungen in der Walachei zu bewilligen, welche Feldmarschall Wallis in seinem Briefe vom 2. August angeregt hatte. 3. Sollte auch gegen all’ dies der Friede nicht zu erhalten sein, so wäre -—jedoch nur für den Fall der äussersten Noth — der Kaiser auch zu noch schwereren Opfern bereit, die er in folgenden Worten prä- cisirt: „Sollte auch dies nicht verfangen, so begewaltige ich Euch hiemit von nun an noch weiters auch das fortificirte Belgrad an die Türken einzugestehen, so dass künftighin die Donau und Sau der Gränitz Scheidung abzugeben hätten, woraus dann von Selbsten fliesset, dass, mit Einbegriff Mehadia und Alt-Orsova, Alles, was auf solcher Seite der Donau zum Banat gehört, mir zu verbleiben habe.“ 4. Alle diese Zugeständnisse sollen selbstverständlich nur succes­sive gemacht und dem Feinde eine möglichst günstige Meinung von der Widerstandsfähigkeit Belgrads beigebracht werden. Die mindeste Nachgiebigkeit des Grossveziers solle mit aller Ge­schicklichkeit zur Abschliessung eines Waffenstillstandes und überhaupt zur Gewinnung von Zeit benützt und zum Mindesten getrachtet werden, die zahlreiche und werthvolle Artillerie der Festung dem Kaiser zu erhalten. Endlich wurde FZM. Neipperg noch ermächtigt, bezüglich der Friedensvex-handlungen in directe Correspondenz mit dem Hofe zu treten und weiters mit aller Präcision hervorgehoben, dass er sich durchaus nicht als directer Unterhändler, sondern nur als Mittelsperson zu betrachten habe, welche die Zugeständnisse des Kaisers nach Maass der Verhältnisse successive dem eigentlichen und alleinigen Vermittler Marquis von Villeneuf, mitzutheilen habe. Es wurde dem FZM. Neip­perg ferner strengstens untersagt, sich persönlich in das feindlich Lager zu begeben, sondern ihm zum Zwecke seiner Amtshandlung der gewesene kaiserliche Dolmetsch bei der Pforte, nunmehrige Hofkriegs- secretär Carl Ludwig Momarz zur Verfügung gestellt, der, in aller Form legitimirt, seinen Aufenthalt im Lager des Grossveziers nehmen konnte. Erst wenn sich die Türken ernstlich zum Frieden geneigt zeigten und die Angelegenheit aus dem Stadium der Vorverhandlungen ge­treten sei, habe Graf Neipperg die Bestimmung eines neutralen Ortes zu verlangen, wohin er sich dann als Bevollmächtigter des Kaisers zum Abschlüsse der Präliminarien begeben könne. Es kann nicht behauptet werden, dass diese Instruction auch nur den mindesten Zweifel über die Natur und den Umfang der Wirkungssphäre Neipperg’s zuliesse. Welch’ hohen Werth jedoch der

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