Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad

k glaube, der Kaiser solle es tinin, bitte also dieses vorzutragen, damit keine Ungnad auf mich komme.“ Indess scheint Graf Wallis doch selbst nicht so ganz fest über­zeugt von der Loyalität seines Verhaltens gewesen zu sein, wie das nachfolgende Postscriptum andeutet, in welchem er sagt: „Ich schliesse eine Liste in originale von Generalen bei, so nur aufzuheben bitte, dann Gott weiss Verantwortung ich noch werde gezogen werden an­statt des Danks.“ Es lässt sich denken, welche Bestürzung dieses Schreiben, sowie der Bericht Wallis’ vom 12. August, worin er Belgrad für gänzlich unhaltbar erklärte, endlich seine Vorbereitungen, sich mit der Armee nach Peterwardein zurückzuziehen, bei Hofe hervorriefen, wo man sieh noch immer im Besitze eines zahlreichen Heeres und einer wohl ver­wahrten Hauptfestung glaubte und nun plötzlich erfuhr, dass man fast auf Gnade und Ungnade in den Händen des Feindes sei. Indess ging aus Allem hervor, dass zunächst Feldmarschall Wallis Anlass zu der so ungünstig veränderten Sachlage gegeben habe, da er ohne Rücksicht auf seine so klar verfasste Vollmacht „sich in Alles gemischt, Alles verfahren und selbst directen Befehlen entgegen­gehandelt“. Schon nach dem ersten Briefe ddto. Pancsova, 2. August und als die eigenmächtige Sendung des Obersten Grafen Gross be­kannt wurde, erhielt Graf Wallis einen Erlass des Kaisers, in welchem ihm schärfstens untersagt wurde, sich ferner irgendwie in die diplo­matische Action zu mischen, sondern sich nur auf die rein militärischen Agenden zu beschränken; gleichzeitig hatte er seine Vollmacht in aller Form auf den Grafen Neipperg zu übertragen, der schon bei der Grenz­regulirung nach dem Passarowitzer Frieden verwendet worden war, und den man daher auch jetzt für den geeignetsten Mann zur An­bahnung eines „erträglichen“ Friedens erachtete. Mittels kaiserlichen Ilescriptes vom 11. August wurden dann FZM. Grafen Neipperg die Grundzüge bekanntgegeben, welche die neue Basis der Verhandlungen und zugleich auch die Richtschnur für sein Verhalten zu bilden hatten. Diesemnacli war 1. die Communication der Armee mit Belgrad unter jeder Be­dingung offen zu halten und, gestützt hierauf, dahin zu wirken, den Frieden ohne Verlust dieser Festung zu scliliessen. 2. Wo nur immer möglich, solle getrachtet werden, die Türken zu veranlassen, auf Grundlage der Schleifung Azows zu verhandeln. Sollte aber während dieser Verhandlungen die Gefahr für Belgrad so rasch wachsen, dass mit ausreichendem Grund befürchtet werden musste, der Feind könnte sich der Festung bemächtigen, bevor noch ein bindendes Abkommen bezüglich des Friedens geschlossen worden wäre, und er dadurch in die Lage gesetzt werden, seine Forderungen nach Belieben 33* IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad. 469

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