Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737
II. Der Feldzug von 1737. 335 welches sich aber gegen Ende November theils nach Krajova, thcils nach Bukarest zurückzog und in die Winterquartiere rückte. Die kaiserlichen Truppen breiteten sich in den verlassenen Stellungen alhnälig wieder aus und bezogen Postirungen am Südrande der Karpathen. Mit dem Übergange der Hauptarmee über die Save schloss ein Kriegsjahr ab, dessen in den österreichischen Annalen unerhörter Verlauf am treffendsten durch des Kaisers eigene Worte charakterisirt wird: „Uns schmerzen die Unkosten, der Verlust von Nissa, die Ent- gehung anderer leicht zu habender Vortheile nicht so viel, als die Ehre Unserer Waffen in den Augen der Welt schändlichen Anstoss gelitten ..............“ ‘) En deten auch frühere Kriege nicht immer mit dem Siege und brachten manche von ihnen schmerzliche territoriale Verluste, so waren dies doch stets nur die Consequenzen vorausgegangener blutiger Kämpfe, mannhaften Bingens um den Preis des Sieges. Hier aber stand eine zahlreiche, wohlgerüstete Armee einem anfangs fast wehrlosen Gegner gegenüber, an den sie ohne eine Schlacht, ja selbst ohne ein nennonswerthes Gefecht nicht nur die zuerst errungenen Vortheile verlor, sondern ihm auch das ganze Gebiet südlich der Save und Donau, die Errungenschaft früherer glorreicher Kämpfe, überliess. Liegt auch zum Theile die Schuld an dem Bundesgenossen, der vorzeitig vom Kampfe abliess und es dem Gegner ermöglichte, sich zuletzt mit voller Kraft gegen die kaiserlichen Truppen zu wenden, so bleibt doch immer das kaum qualificirbare Verhalten Seckendorf’s, sowie manch’ anderer Organe der Oberleitung Grund und Ursache einer so beispiellosen Preisgebung des Staatsinteresses. Die Munificenz, mit welcher in diesem Feldzuge die Armee ausgestattet worden war, scheint auch dem speculativen Geiste Einzelner weitere Grenzen gezogen zu haben, und dies möchten diejenigen bedenken, welche vorschnell oder planvoll die Beschuldigung aussprechen, man habe in Wien die „Aussichtslosigkeit“ des bevorstehenden Krieges benützt, um sich der ausländischen und protestantischen Officiere zu entledigen. Welcher Art die Verhältnisse in Wirklichkeit waren, davon gibt ein Memoire des Prinzen Hildburghausen Zeugniss, welches derselbe in Angelegenheit des von hervorragenden Persönlichkeiten so sehr patronisirten Projectes, die ersten Operationen gegen Nissa zu richten, schon im Jänner 1737 dem Kaiser vorlegte: „Es ist wohl an dem — schrieb der Prinz — dass zum Hineinmarsche, und wer Geld machen möchte, schon Gelegenheit sein wird; *) *) Rescript an die kaiserlichen Gesandten, ddo. 23. November 1737. KriegsArchiv.