Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

II. Der Feldzug von 1737. 325 der Voraussetzung antreten wollte, dass die Timok-Linie vollständig gesickert sei, hatte er die Verwahrung derselben durch eine Postirung, Anlage von Redouten und Tschardaken und sonstige Fortifications- mittel von der Timok-Mündung bis zum Passo Augusto dem Feld­marschall Khevenhidler übertragen, eine Aufgabe, die nach jeder Richtung hin dessen Kräfte überschritt. Da nun nicht das Ganze geleistet werden konnte, so geschah so gut wie nichts; die Folge davon war, dass die ganze wichtige Linie dem Gegner preisgegeben wurde, der nicht versäumte, daraus Nutzen zu ziehen. In ähnlicher Weise erging es auch anderen wichtigen Bestim­mungen des Kriegsrathes von Brestola. Das Fort Florentin wurde nicht besetzt, weil Khevenhüller der Ansicht war, diesen exponirten Posten nicht entsprechend unter­stützen zu können. Der Brückenschlag über die Donau unterblieb, weil man sich so lange über den Ort nicht einigen konnte, bis zu­letzt die Türken das linke Donau-Ufer occupirt hatten. Auch die Stellung bei Radojevac konnte nicht in der angeordneten Frist bezogen werden, da widrige Winde die Wegführung der Brücke bei Rakovica und der Kriegs- und Transportschiffe verhinderten, Feldmarschall Khevenhüller aber nicht eher über den Timok zurückgehen wollte, bis er diese Objecte und die grossen Proviantvorrätlie in Sicherheit wusste. Als dies endlich unter unsäglichen Mühen gelungen, verhess Feld­marschall Khevenhüller seine Stellung bei Rakovica und ging über den Timok in jene bei Radojevac zurück. Türkische Reiter, welche jede Bewegung der kaiserlichen Truppen beobachteten, setzten durch den Fluss und warfen sich auf die Nachhut; auch auf der Donau erschienen 13 Tschailcen, welche sowohl das Ufer als auch die Kriegsschiffe beschossen. Beide Angriffe wurden zurückgewiesen; die „St. Elisabeth“ bohrte 3 Tschaiken in den Grund, konnte aber nicht hindern, dass 14 leere kaiserliche Transportschiffe weggeführt wurden. Das Lager, welches die kaiserlichen Truppen bezogen, bildete ein Viereck, dessen rückwärtige Seite sich an die Donau lehnte; in der Mitte der gegen Negotin gewendeten Front stand das Provianthaus; den rechten Flügel bildeten kaiserliche, den linken sächsische Truppen. Die Stellung bot allerdings wesentliche Vortheile, war aber durch das linke Donau-Ufer dominirt und konnte der Feind von dort aus auch die freie Communication auf der Donau stromaufwärts Radojevac’ hindern. An eine ausreichende Sicherung des Timok war jetzt weniger zu denken als je, da einerseits die immer zahlreicher auftretenden Türken bis über den Fluss streiften und die kaiser­lichen Truppen fortwährend in Athem hielten, anderseits aber die sächsischen und wolfenbüttel’schen Hilfstruppen gegen jede auswärtige Commandirung entschieden protestirten.

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