Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

II. Der Feldzug von 1737. 323 Mannschaft kaum hin, um nur den innern Wall in einer Linie und ohne Ablösung zu besetzen. Durch die Annahme der Capitulations-Bedingungen unter Vor­behalt der Ratification von Seite des Armoe-Commandanten, glaubte sich General Doxat jedenfalls einen Waffenstillstand von solcher Dauer zu sichern, dass Feldmarschall Seckendorf inzwischen die geeigneten Massregeln zum Entsätze Nissa’s treffen konnte. In diesem Sinne wurde am 12. eine Vereinbarung getroffen, wonach sogleich ein Courier mit dem Capitulations - Entwürfe an Seckendorf abgesendet wurde. Die Capitulation sollte jedoch unter allen Umständen erst dann perfect werden, wenn die türkische Hauptarmee wirklich vor Nissa erscheinen würde. Ein wie harter Schlag die Mittheilungen Doxat’s für Feld­marschall Seckendorf auch jedenfalls waren, so enthielten sie doch zugleich die zwingende Aufforderung zu energischem Handeln oder doch mindestens zu einer entschiedenen Antwort, die dem Comman- danten von Nissa entweder die Übergabe oder die rücksichtslose Vertheidigung des Platzes zum Gesetze machte. Feldmarschall Secken­dorf fand jedoch Mittel, dem einen wie dem andern auszuweichen. Jene Stelle des Berichtes, welche der zugesicherten Respectirung der kaiserlichen Grenze und des Wunsches der Pforte nach Erhaltung des Passarowitzer Friedens erwähnte, schien ihm von so ausserordent­licher politischer Tragweite, dass er den Bericht durch einen eigenen Courier nach Wien sandte und dem GFW. Doxat bedeutete, dass von dort die Erledigung abzuwarten sei. Er selbst könne ihm keine anderen Verhaltungsmassregeln angeben als jene, wie sie seinerzeit FML. Leutrum schriftlich erhalten habe und bei seinem Abgehen von Nissa jedenfalls seinem Nachfolger im Originale über­geben haben werde. Mittlerweile vollzogen sich jedoch die Ereignisse bei Nissa weit rascher als die Vorkehrungen, welche wegen Entsatzes oder Übergabe dieser Festung im Zuge waren. Am 15. October war die feindliche Armee schon auf ungefähr 80.000 Mann angewachsen, und der am selben Tage ankommende Ahmed Köprili erklärte entschieden, dass er weder den Waffen­stillstand anerkenne, noch die Antwort Seckendorfs länger erwarten wolle. Er stellte der Besatzung die Alternative, entweder die Capi­tulation nach den bereits vereinbarten Bedingungen gleich abzuschliessen oder später keine mehr zu erhalten. Da die Beweggründe, welche früher zur Annahme der Capitulation geführt hatten, nach wie vor bestanden und sich hauptsächlich in Bezug auf den Wassermangel nur noch verschlimmert hatten, so unterfertigte GFW. Doxat nach neuerlich eingeholtem Gutachten aller Officiere am 16. die Capitulation. Am 20. zog die Besatzung mit Waffen und

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