Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

322 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. Am 9. October begannen die Türken eine allgemeine Vor­rückung, forcirten die Passage von Passo Augusto (in der Gegend von Zajcar), wo sie die ganze Besatzung — 1 Bataillon Bayreuth — bis auf 2 Officiere und 30 Mann niedermachten, und gingen sodann direct gegen Nissa. Um 9 Uhr des 11. October erschien aus der Richtung von Sophia unvermuthet ein bei 12.000 Mann starker Reiterschwarm voi­der Festung und drang im Galop durch die Raizenstadt bis an die Brücke vor, die noch rechtzeitig abgeworfen werden konnte. GFW. Doxat hatte gleich anfangs ein lebhaftes Geschütz- und Gewehrfeuer auf die Angreifer gerichtet und unterhielt dasselbe ununterbrochen, konnte jedoch nicht hindern, dass die Festung bis 4 Uhr Nachmittags fast vollständig eng cernirt war. Noch am Abende bot Ali Aga, der Commandant der türki­schen Truppen, der Besatzung Nissa’s eine ehrenvolle Capitulation gegen dieselben Bedingungen an, wie sie seinerzeit der türkischen Besatzung gewährt worden waren. Er stehe — sagte er — mit 12.000 Mann vor der Festung, und wenn ihm auch Artillerie mangle, so habe er den Befehl, die Festung um jeden Preis mit stürmender Hand zu nehmen, wozu schon alle Vorkehrungen getroffen seien; ausserdem würde binnen wenigen Tagen Ahmed Köprili, der Statthalter von Rumili, mit einem Heere von 80.000 Mann vor der Festung eintreffen, deren Besatzung dann, im Falle sie die Capi­tulation ab wiese, keine Gnade zu erwarten hätte. Ferners erklärte sich Ali Aga bereit, 14, ja sogar 20 Tage zuzuwarten, bis Doxat Verhaltungs-Befehle von Feldmarschall Seckendorf erhalten haben, oder dieser selbst mit der Armee bei Nissa eintreffen würde. Er versicherte, dass weder während des Waffenstillstandes, noch später, auch mii­éin Mann der türkischen Armee die kaiserliche Grenze überschreiten würde; der Grossherr suche keine Eroberungen, sondern nur die Wiederherstellung des Friedens auf Grund der alten Grenzen, wie sie seit dem Vertrage von Passarowitz bestanden. Doxat legte diese Propositionen einem Kriegsratlio sämmtlicher Stabs- und Ober-Officiere der Besatzung vor, der sich einstimmig für deren Annahme entschied. In der Unsicherheit der Verhältnisse sowohl, als auch in dem Zustande der Festung selbst, mochten sich allerdings Gründe fül­ein solches Votum finden lassen. Die Proviantvorräthe reichten mit Zwieback bis zum 19., mit Brod bis 18. October; Mehl war für 32 Tage vorhanden; dagegen fehlte es, sobald die Nissava in Händen des Feindes war, an Trinkwasser, da die wenigen schlechten Brunnen der Festung höchstens noch 2—3 Tage ein ungesundes Wasser liefern konnten. Die durch den anstrengenden Dienst und Fieber geschwächte Besatzung reichte nach Abschlag der zur Geschützbedienung nöthigen

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