Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737
II. Der Feldzug von 1737. 321 Die Besatzung dieses Platzes bestand am 8. September, dem Tage dos Abmarsches der Hauptarmee, aus 7 Bataillonen und 7 Grenadier-Compagnien mit einem effectiven Stande von 3319 Mann, wovon im Momente, als der Feind vor den Mauern erschien, noch 2058 Mann kampffähig waren. Ausserdem gehörten zur Garnison noch 2 Huszaren- Regimentor, die aber zusammen nur 366 Mann zählten. In der Festung lagen 2381 Kranke von der Armee. Die Yerproviantirung war eine ungenügende, da der lange Aufenthalt der Hauptarmee die Umgegend ausgesogen batte, während die von Seckendorf angeordnete Zufuhr von 6000 Centner Mehl aus den Vorräthen der Proviantsckiffe bei Radojevac wegen Mangels an Fuhrwerk nur zum geringsten Tkeile realisirt wurde. Das Gleiche war hinsichtlich der Magazine von Ravna der Fall, wo übrigens die Vorräthe nur spärlich von Belgrad und Semendria einlangten. Der Zustand der Befestigungen liess allerdings Manches zu wünschen übrig, doch war die bastionirte Ringmauer, sowie die Contre-Escarpe-Mauer in gutem Stande, der Hauptgraben durch Minen vertheidigt und der Zugang zu der, an der östlichen Umfassung über die Nissava führenden Brücke durch ein Homwerk gedeckt; ein Erd-Retranchement umgab die auf derselben Seite liegende Stadt'). Das Commando der Festung batte, nachdem FML. Leutrum krankheitshalber nach Belgrad abgegangen war, am 12. September der GFW. Doxat, ein erfahrener Kriegs-Ingenieur übernommen, der mit Eifer die allerdings geringen Mittel benützte, um den zahlreichen Mängeln möglichst abzuhelfen. In dem Masse, als die Hauptarmee sich von Nissa entfernte, näherte sich von Sophia her die feindliche Macht. Am 14. September rückte eine Abtlieilung Türken über das Gebirge gegen den vorgeschobenen Posten Zaribrod und nöthigte die aus berittenen Milizen bestehende Besatzung zur Räumung desselben; desgleichen ergab sich am 20. das feste Schloss von Pirot nach vierstündiger Vertkeidigung, und nachdem der Feind den Ort in Brand gesteckt hatte, einem 5000 Mann starken türkischen Reiter trupp gegen freien Abzug nach Nissa. Es wäre nun hoch an der Zeit gewesen, Nissa direct zu unterstützen; da aber die Türken nicht über Pirot hinaus rückten, sondern nur die dortige Gegend verheerten und über 140 Ortschaften verbrannten, so deutete dies Feldmarsckall Seckendorf dahin, dass der Gegner überhaupt gar nicht gegen Nissa vorzugelien gedächte, sondern vielmehr durch die Verwüstung des Landes der kaiserlichen Armee einen Vormarsch gegen Sophia erschweren wollte. Als Folge dieser Voraussetzung sali Seckendorf hauptsächlich nur die Verbindung im Morava-Thale bedroht und detachirte nach Ravna. ') Siehe Tafel V.