Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - I. Die Ereignisse im Jahre 1736

I. Die Ereignisse im Jahre 173R. 265 „wenn allezeit die Antwort aus Moskau erwartet werden sollte, würde die Zeit zur Vorrückung Vorbeigehen, bevor die Antwort käme“. Da sowohl die vorgerückte Jahreszeit, als auch der Mangel an Nachrichten über die russische Armee keine weitausgreifenden Ope­rationen zuliessen und auch die formelle Kriegserklärung an die Pforte noch nicht erfolgt war, erhielt Graf Pálífy, der seine Vor­rückung behufs Lagerwechsels schon zwischen dem 5. und 9. Sep- tember begonnen hatte, am 19. den Befehl, mit der gesammten Infan­terie und 21 Escadronen bis Passarowitz (Posarevac) vorzugehen und dort am Einflüsse der Morava in die Donau ein Lager zu beziehen. Der Rest der Cavallerie, einschliesslich der Huszárén, hatte bei Uj- Palanka und Karansebes zu lagern und zwischen Kubin und Kulié eine Brücke über die Donau zu schlagen. Jene Regimenter, welche noch auf dem Versammlungsmarsche begriffen waren, setzten denselben über Futak direct nach Passarowitz fort. Von dieser Stellung aus sollte Graf Pálífy die türkischen Streit­kräfte beobachten und nach Umständen entweder gegen Zwornik, Nissa, Widdin oder die Walachei operiren, die Grenze aber erst dann überschreiten, wenn die russische Armee sich genügend genähert haben würde, um verhindern zu können, dass die Türken sich aus­schliesslich gegen die kaiserlichen Truppen wendeten. Im Übrigen war Pálífy, von dessen Feldherrntalenten man keine sehr hohe Meinung zu haben schien, durch Instructionen und Cautelen aller Art so eingeengt, dass er eigentlich nur dem Namen nach als Armee-Commandant figurirte. Zumal der Kaiser war sehr in Sorge um das Verhalten seines Ober-Commandirenden in Ungarn, der zur Zeit, als man sich noch Erfolge von einer bewaffneten Mediation ver­sprach, an die Spitze der Armee gekommen war und nun aus vielen Gründen nicht so ohne Weiteres wieder zurückgestellt werden konnte. In der eigenhändigen Resolution auf den Vortrag des Hofkriegsrathes vom 17. September erwähnt der Kaiser dieser Angelegenheit mit folgenden Worten: „Zuletzt kommt die nöthige Instruction für Pálífy, welche besonders Er höchst noting hat, und verlasse mich auf des Kriegspräsidenten bekannten Eifer und Erfahrung sowohl in militari als auch politico, dass darin Alles wohl gefasst werde.“ Der Kaiser bestimmte ferner vier Generale, „nach deren Rath­schlag er sich in allen Unternehmungen zu richten haben werde“; überdies hatte Pálífy vor jeder wichtigeren Operation Kriegsrath zu halten, die Vota schriftlich abzufordern und zur Approbation nach Wien zu senden, sonst aber „secundum saniora, zu Entladung der — sich im Widrigen zuziehenden Verantwortung fürzugehen“. Verhältnissmässig grössere Freiheit der Action blieb dem am 28. September zum Commandanten des Corps in Croatien ernannten FZM. Prinzen Hildburghausen. Derselbe war direct an den Hofkriegs­19*

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