Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - I. Die Ereignisse im Jahre 1736

260 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. operiren und sich gegenseitig von ihren Absichten rechtzeitig zu ver­ständigen. Österreich wird seine Armee bis Ende August bei Semendria concentriren, aber erst dann die Grenze überschreiten, wenn die russische Armee in der Lage sein wird, die türkische Armee im Rücken zu fassen, falls sich diese mit ganzer Kraft gegen die kaiser­lichen Truppen wenden sollte. Beide Theile werden alle Kräfte auf­bieten, um den Krieg im Jahre 1737 zu Ende zu führen. So wie die militärische, soll auch die diplomatische und politische Action in beiderseitigem Einvernehmen geschehen. Den Mächten ist zu versichern, dass man kein anderes Ziel habe, als einen dauerhaften Frieden zu erzwingen. Der Kaiser wird das Möglichste thun, um Venedig zur Theilnahme am Kriege zu vermögen, so wie er auch Schweden bestimmen wird, die Ruhe im Norden zu sichern. Dagegen wird die Kaiserin Anna den König von Polen zu bewegen suchen, in seiner Eigenschaft als Kurfürst entweder ein Auxiliar-Corps nach Ungarn zu senden oder den Kaiser mit Subsidien zu unterstützen, — ferner soll Russland nicht nur bestrebt sein, den Frieden des Kaisers mit den Westmächten einem raschen Abschlüsse zuzuführen, sondern es verpflichtet sich auch, alle Complicationen und Angriffe von dieser Seite abzuhalten, so lange der Kaiser als Alliirter Russlands mit der Pforte im Kriege ist. Jeder Überfall des einen Theiles durch eine auswärtige Macht, soll als gemeinsame Gefahr angesehen und bekämpft werden. Die Kaiserin verpflichtet sich, den Schah von Persien zu hindern, mit der Pforte einen Separatfrieden zu schliessen, der Kaiser aber erkennt Nadir Schah ausdrücklich als den Bundesgenossen Russlands an. Diese Convention soll binnen sechs Wochen ratificirt werden, jedoch auch ohne Ratification in Kraft treten, falls die Verhältnisse dies vor Ablauf des Termines erfordern sollten. Militärische Vorbereitungen. Während die diplomatischen Verhandlungen sich resultatlos hinzogen, entwickelte sich eine umfassende Thätigkeit, um in Ungarn jene Armee zu concentriren, deren Aufgabe es sein sollte den Ver­mittlungsversuchen Nachdruck zu verleihen oder den Krieg mit der Pforte aufzunehmen. Bezeichnend für das Verhältniss der beiden Alliirten ist es, dass die mit dem früheren Drängen allerdings im directen Widerspruche stehende Äusserung des Grafen Biron gegen den kaiserlichen Gesandten Grafen Ostein: man sähe russischerseits wohl ein, wie es nicht an dem Kaiser liege, die Schwierigkeiten, welche ihm der, noch nicht perfecte Friede mit den Alliirten bereite, aus dem Wege zu räumen, und „habe daher auf den Beistand des Kaisers für das Jahr 1736 keinen sichern Staat gemacht“ — nur zu

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