Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845
16 Repressalien-Gefeclite an der croatisch-tiirkischen Grenze eine Züchtigung der frechen Barbaren in dem vorgesehenen grösseren Umfange vorzunehmen. Da aber diese, nach verübtem Attentate, im Unna-Winkel zum Widerstande bereit blieben, sich unablässig durch Zuzüge aus Bosnien verstärkten und zu erwarten stand, dass sich ihre Zahl wohl auf 8000 bis 12.000 Mann vermehren werde, so verfügte er die Zusammenziehung aller ihm zu Gebote stehenden Streitkräfte und berichtete, auf die Analogie des gegenwärtigen mit dem Falle des Marschalls Marmont im Jahre 1810 hinweisend, über das Geschehene, über seine Absicht und den Plan zu deren Ausführung an den Hofkriegsrath. Allein diese Hofstelle versprach sich nur von einer in flagranti vollzogenen Züchtigung die heilsame Wirkung, verweigerte, nach vorherigem Einvernehmen mit der geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei, ihre Genehmigung zur Ausführung der nunmehr verspäteten Repressalien und machte die veränderten staatlichen Verhältnisse geltend, welche einen Strafzug nach der Kraina (Türkisch-Croatien) in dem vorbereiteten Umfange, ohne die Gefahr bedenklicher Verwicklungen hervorzurufen, nicht zulässig erscheinen liessen. Statt der Züchtigung traten Unterhandlungen ein; diesmal aber, bei Verzichtleistung auf die ohnmächtige Mittlerschaft der Regierungs- Organe, direct mit den rebellischen Häuptlingen, als thatsächlichen Gewalthabern. • GM. v. Rukavina rückte im Aufträge des FML. Baron Vlasits am 30. Juni 1834 mit etwa 4000 Mann an die Grenze und nahm auf dem Pelde Mehinostanje, den in zweifelhafter Absicht zusammengerotteten etwa 1000 Türken gegenüber, eine gesicherte Stellung ein. Es '.erschienen die Capitäne Muradbeg Besierevic von Ostrozac, als Grundherr von Klein-Kladus und Sturlic, dann Ibrahimhey Zeric von Novi, als Abgeordnete der sieben Capitäne, deren Untergebene den letzten Excess verübt hatten, begleitet von vielen Agas. Die Deputation vernahm die Ansprache des Generals, welche eine eingehende Schilderung der jüngsten Gebietsverletzung und ihrer völkerrechtlichen Bedeutung zum Gegenstände hatte, in demüthiger Haltung und mit Unterwürfigkeit. Unter Betheuerung ihrer persönlichen Unschuld gelobten die Capitäne, ihre eigenen Untergebenen und Unterthanen (Christen), so- ferne diese an dem bedauerlichen Vorfälle betheiligt wären, nicht nur strenge zu bestrafen, sondern auch zur Ersatzleistung für den verursachten Schaden zu verhalten. Sie baten, man möge von Repressalien abstehen und vorläufig einige Bataillone als Verstärkung am Cordon belassen, damit deren drohende Anwesenheit es ihnen erleichtere, das gerauhte Vieh zu sammeln und rückzustellen. GM. v. Rukavina gewährte die Bitte und gab eine viertägige Frist zur Rückstellung des Raubes.