Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845

in der Zeit von 1809 bis 1845. 17 Capitän Besierevié hielt diesmal Wort. Er stellte alles in seinem Bezirke Vorgefundene geraubte Vieh zurück und verhängte strenge Strafen gegen Jene, welche mit der Ersatzleistung säumten. Der demonstrative Vormarsch des Generals v. Rukavina ver­ursachte im Unna-Winkel grossen Schrecken und brachte unter den Türken eine ungeahnte Gefügigkeit hervor. Aber die guten Wirkungen des Schreckens waren nicht nachhaltig. Ein Volk von so störrischem Gemüthe, welches nur die Furcht vor dem Zorne des Stärkeren im Zaume zu halten und zu lenken vermag, konnte für die erfahrene Schonung kein Verständniss haben. Kaum hatten die Türken der Kraina darüber Gewissheit erlangt, dass sie die verdiente Züchtigung nicht mehr zu befürchten hätten, als bald darauf ihre Leidenschaften wieder in hellen Flammen aufloderten und die Kundschafter über die ver­wegensten Entschlüsse, unter welchen die Wiedereroberung von Cetin und Gebiet obenan stand, zu berichten hatten. Diese beunruhigende Rückfälligkeit der Türken nöthigte den Lan- des-Commandirenden General, durch regste Grenzbewachung, Verstärkung der Vertheidigungsanstalten und des Alarm-Systems für die Sicherheit der Grenzbevölkerung vorzusorgen und den Bereitschaftsdienst den augenblicklichen Noth Wendigkeiten anzupassen, um jederzeit in Ver­fassung zu bleiben, eine abermalige Grenzverletzung nicht nur nach­drücklich abzuweisen, sondern sie gleich auf dem Fusse auf eine empfindliche, den Barbaren verständliche Weise zu erwidern. Diese Massnahmen und ein correspondirendes Auftreten des neuen Veziers, der wieder über einige Truppenmacht verfügte, reichten indessen hin, grössere Störungen im weitern Verlaufe des Jahres abzuwenden1). Anfangs September ging Major Brustmann als kaiserlicher Com­missar nach Sarajevo ab, um wegen Schadenersatzes und der beider­seits von der Sachlage in Türkisch-Croatien geforderten Massnahmen zu unterhandeln und die am Sitze der Provinzial-Regierung, sowie im Lande überhaupt herrschenden Zustände durch Augenschein wahrzu­nehmen. Das Ergebniss seiner Sendung war für die Wünsche Öster­reichs ein in jeder Beziehung negatives. Die Staatsgewalt war im Lande durch die Anwesenheit eines Statthalters wohl angedeutet; thatsächlich bestand sie nicht. Die finanzielle Lage der Provinz entsprach jener des Staates und, weitentfernt eine Entschädigung für die Vergangenheit in Aussicht zu stellen, mahnte sie zur ausgiebigen Selbsthilfe für die Zukunft, welche wieder ihrerseits, eine unabwendbare Verschlimmerung der chaotischen Zustände im Unna-Winkel und überhaupt im ganzen Lande in sichere Aussicht stellte. Im December 1834 forderte der Hofkriegsrath die Äusserung sämmtlicher Befehlshaber der unmittelbaren westlichen Militär-Grenze, bis *) *) Präsidial-Registratnr des Reic.lis-Kviegsministermnis. Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1881.

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