Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845

10 Repressalien-Gefechte au der croatisch-tiirkischen Grenze Von der Ersatzleistung musste, bei der damaligen schlechten Finanzlage des türkischen Staates, einstweilen Umgang genommen werden; doch auch die nachdrücklich verlangte und bereitwillig zuge­sagte Auslichtung der Wälder längs der Grenze, wie sie in Folge früherer Vereinbarungen auf österreichischer Seite schon lange bestand, türki- scherseits aber noch ausständig war, unterblieb wegen der in allen westlichen Provinzen des türkischen Reiches um diese Zeit ausgebro­chenen revolutionären Erhebung. Die Ereignisse des Jahres 1830 brachten die Nothwendigkeit mit sich, dass auch die Verwendung der zweiten Bataillone der Grenz- Regimenter ausser Landes in’s Auge gefasst werden musste, nachdem die ersten Bataillone ohnehin auswärts im Dienste standen. Die jahrelange offene Empörung der bosnischen Türken gegen ihre Regierung machte in diesem Jahre, sowohl was Intensität als Ausdehnung anbelangt, bedenkliche Fortschritte und nahm, da in Türkisch - Croatien am linken Unna-Ufer der gefährliche Häuptling Hassan Aga Pecky die Herrschaft fast ausschliesslich an sich gerissen hatte, einen für das benachbarte österreichische Grenzland sehr bedrohlichen Charakter an. Der Landes-Commandirende General von Croatien, FML. Graf Lilienberg, schilderte in einem Berichte *) an den Hofkriegsrath die beiderseits der Grenze herrschenden Zustände in prägnanter Weise und entwickelte sehr triftige Gründe, welche die Belassung der zum Ausmarsche bestimmten zweiten Bataillone der ersten vier Grenz- Regimenter im Lande räthlich machten; allein die Gewitter, welche den politischen Horizont damals umwölkten, gestatteten nicht, dass terri­toriale Rücksichten staatlicher Nothwendigkeit vorangestellt würden a). Auf türkischer Seite erzeugte der grossherrliche Hattischerif wider Erwarten auch eine disciplinäre Wirkung, indem sich die Capitäne von Bosnien im Aufträge des Veziers in Sarajevo ein­fanden, um dessen Befehle wegen der Ruhe im Lande und wegen der ihnen vorgeschriebenen Haltung an der österreichischen Grenze entgegenzunehmen. Allein, während sie noch in Sarajevo versammelt waren, verübten die Türken der Kraina (Türkisch-Croatien) einen groben Excess an der Sluiner Grenze. Einfall der Türken im Sluiner Regiments-Bezirke am 9. April 1831. Mehrere am Sluiner Cordon von türkischen Unterthanen ver­übte Feldfrevel gelangten im Sinne der bestehenden Senede durch Auslösung von Pfandobjecten zur Austragung. Bei dem absoluten *) Registratur des General-Commando zu Agram. 2) Präsidial-Registratur des Reichs-Kriegsministeriums.

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