Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845
in der Zeit von 1809 bis 1845. 11 Mangel an Rechtsverständniss glaubten jedoch die Türken, dass ihnen Unrecht widerfahren sei, und wurden von Anderen, denen jede Aufregung als Vorwand zur möglichen Befriedigung ihrer Raublust willkommen war, in diesem Glauben bestärkt. Die Folge der gegenseitigen Aufreizung war, dass am 9. April 1831, Früh 8 Uhr, gegen 700 Türken auf der Strecke zwischen Maljevac und Martinovac den Cordon durchbrachen, drei Grenz-Csárdákén, dann zu Passimpotok und Buhaca je drei Häuser verbrannten. Der Cordon-Commandant, Hauptmann Sziliak, trieb sie nach lebhaftem Kampfe, in welchem die Türken 2 Todte und 9 Verwundete, — die Grenzer 6 Verwundete verloren, Nachmittags 3 Uhr über die Grenze wieder zurück. FML. Graf Lilienberg beschloss, diesen frechen Einfall auf kaiserliches Gebiet empfindlich zu ahnden, um den Urhebern und Theilnehmern seine Überlegenheit zu zeigen und Wiederholungen vom Grenzlande abzuwenden. Er befahl dem Cordon-Ober-Commandanten FML. Baron Milutinovic, mit den beiden Brigaden GM. Novak und von Rukavina die Grenze zu überschreiten, Izacic und Terzac, die Wohnorte der Ruhestörer, zu verbrennen und überhaupt jede zur vollständigen Sühnung der Grenzverletzung erreichbare Genugthuung zu nehmen. Am 13. April l’ückten die Colonnen mit Tagesanbruch vor; allein angesehene Türken kamen ihnen entgegen und baten im demüthigsten Tone um Aufschub und Unterhandlungen. FML. Graf Lilienberg, welcher der Expedition beiwohnte, gewährte ihre Bitten. Nun erklärten sie, alle Capitäne seien im Augenblicke beim Vezier zu Sarajevo versammelt und beriethen, wie man in Hinkunft jede Ruhestörung an der Grenze vermeiden könne. Nur ihre Abwesenheit hätte die von den „Bösen“ unter ihnen eben verübte Gewaltthat möglich gemacht, welche übrigens alle Rechtlichen missbilligten und bereit seien, nicht nur eine strenge Bestrafung der Schuldigen, sondern auch vollkommenen Schadenersatz zu vermitteln. Diese versöhnliche Sprache und Bereitwilligkeit zur Genugthuung, begründeten, nach der Repressalien-Instruction, die Enthaltung von der Selbsthilfe. FML. Graf Lilienberg glaubte, dieses Moment in dem recenten Falle um so mehr walten lassen zu müssen, als es auch räthlich schien, der türkischen Regierung und den Capitänen eine Gelegenheit nicht zu benehmen, bei welcher sie die angeblich eingeschlagene Richtung zu einem besseren Nachbarleben durch Thaten bekunden konnten. Anderseits hatten sich die Schuldigen mit all’ ihrer beweglichen Habe bereits in die rückwärtigen Wälder geflüchtet und die Strafe hätte mehr die Unschuldigen getroffen. Schliesslich forderte die Klugheit, vor dem bevorstehenden Ausmarsche der zweiten Bataillone, die