Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Zunächst müssen die von dem Herrn Major von Wedelstaedt benützten Quellen in’s Auge gefasst werden. An erster Stelle nennt der Herr Verfasser die „Geständnisse eines österreichischen Veterans, Breslau 1788 und 1790“. In der Studie sind häufig ganze Sätze aus diesem anonym erschienenen Werke angeführt. Es muss befremden, dass ein so gründlich wissenschaftlich gebildeter und richtig denkender Officier, wie der Herr Verfasser der erwähnten Aufsätze, die wesentlichsten und schwerwiegendsten Argumente gegen Österreichs Wehrmacht aus dem Werke eines Autors ') schöpfen konnte, dessen Anspruch auf Wahrheitsliebe, Unpar­teilichkeit und Reinheit des Charakters gewiss nicht als unantastbar erscheint. Abgesehen davon, dass die Motive zu derlei anonymen Publi- cationen durchaus nicht in allen Fällen die lautersten und loyalsten zu sein pflegen, kommen noch andere Momente in Erwägung. Sehr oft und beinahe immer sind es persönliche Empfindungen von Männern, die sich als alte Militärs bei Selbstüberschätzung nicht genug ge­würdigt glauben. Geschwätzigkeit und Klatschsucht des Alters nehmen Wir kommen später auf diesen zurück. „selbständig an der Spitze der grossen schlesischen Armee — bestimmt zur „Vereinigung mit den Russen — auftritt. Auch bei ihm zeigen sich da die „nachtheiligen Folgen der Behinderung durch den Hofkriegsrath“ . „Loudon hat seinem Ruhm nur dadurch geschadet, dass er die „Plünderungen von Landshut und von Schweidnitz nicht mit geeigneten „energischen Mitteln rechtzeitig verhindert hat.“.................................................. .............................................................................................„Das Factum der Ausplün­derung der beiden genannten Städte steht fest; umfassende Massregeln, die „Mannszucht aufrecht zu erhalten, sind seitens des Ober-Commando’s nicht „getroffen worden. Die Ansicht drängt sich auf, dass Loudon, wohl in Folge „seines längeren Aufenthaltes bei den stets mit Nachsicht behandelten „Croaten, geneigt war, nach grossen kriegerischen Erfolgen dem zu Aus­schreitungen geneigten gemeinen Mann durch die Finger zu sehen. „Haddik und Beck haben sich im Laufe des Krieges bekannt ge- „macht, und es ist nur der Missgunst des Schicksals und persönlichen „Feindschaften zuzuschreiben, dass von beiden, mit ausgesprochenem Führer- Talent begabten Männern, Beck gar nicht, Haddik erst gegen Ende des „Krieges eine hohe, selbständige Stellung erhalten hat.“ „Die österreichische Armee würde in der Hand eines königlichen „und sich seihst verantwortlichen Oberfeldherrn gewiss Ausgezeichnetes ge­leistet haben, während sie in der Hand von Männern, die fast absichtlich „zu Cunctators gemacht wurden, wie auch das Beispiel eines Loudon zeigt, „nur Mittelmässiges aufweisen konnte.“

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