Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Charakteristik der Feinde und der Verbündeten Preussens etc. 3 „Der österreichische „Veteran“, ein wahrheitsliebender, unparteiischer Geschichts­schreiber, erkennt aber den Werth dieses Opfers an und sagt mit Beziehung „auf Sachsen: u. s. w.“ ...................„Der Glaube von der Unüberwindlichkeit des grossen Königs „u nd eines preussischen Heeres erzeugte ferner (bei der österreichischen Armee) „eine ganz unbegründete Zaghaftigkeit, welche erst nach der Schlacht von „Kolin zu schwinden begann. Diese Zaghaftigkeit würde am Ende völlig „gewichen sein, wenn nicht der langsame Gang aller Verhandlungen mit dem „Hofkriegsrathe und manche Intriguen, welche vom Hofe bis in’s Heerlager „hinein spielten, die Entschlüsse eines jeden österreichischen Feldherrn „bedeutend beeinflusst hätten.“ „Österreich suchte ferner, statt auf eigenen Füssen zu stehen, sein Heil „in Bündnissen mit anderen Mächten. Es vergass dabei, wie unendlich schwer „es ist, verbündete Heere nach Einem Willen planvoll zu lenken.“................. „D er General der Cavallerie Graf Nádasdy war, wie seine Feinde „in der österreichischen Armee behaupteten, nicht allein fähig, leichte Truppen „zu führen, sondern seine Kriegserfahrung und das Vertrauen, welches ihm „auch von Seite der Infanterie entgegengehracht wurde, berechtigten ihn zur „Führung einer Armee.“ „Er war aber, ganz wie Browne, nicht geschmeidig genug, um sich „bei der Hofpartei beliebt zu machen. Dies und, wie der „Veteran“ sich „ausdrückte, „die Erbsünde, ein Ungar zu sein“, haben ihm in seiner mili­tärischen Carriére geschadet und auch seinen frühen, nach der Schlacht „bei Leuthen erfolgten Abgang von der Armee veranlasst.“ „Nádasdy hat in den beiden ersten Feldzügen des siebenjährigen Krieges „bewiesen, dass er Feldherrnblick besass; der glückliche Ausgang der Schlacht „bei Kolin ist zum Theil seinen klugen Massnahmen und seinem rechtzeitigen „Eingreifen zu danken u. s. w.“ „Als etwas Störendes für alle Kriegs-Operationen muss es angesehen „werden, dass die Intriguen und Cabalen des Hofes auch in der Armee und „vorzugsweise unter der Generalität eine Stätte gefunden haben. Ein weiterer „Übelstand lag in dem Mangel an Subordination in den höheren militäri­schen Graden, in der ganz unerhörten Nonchalance, die selbst den Befehlen „der Kaiserin gegenüber gezeigt wurde.“ „Folgende Anekdote, welche der „Veteran“ erzählt, ist hiefür charak­teristisch :“ „Andere Generale nahmen sich Zeit, weil sie ihrer Meinung nach „nicht frühe genug avertirt worden sind, um sich mit der charaktermässigen „Feld-Equipage versehen zu können. — — — Die Kaiserin, sagt Graf S . . ., „als er im Monat September (also nachdem der Krieg schon 3—4 Wochen „dauerte) hei dem Corps in Königgrätz eintraf, muss nicht glauben, dass „man einen General der Cavallerie wie einen Wachtmeister commandirt.“ „Was in jeder andern disciplinirten Armee, besonders in der preussi- „schen, scharf geahndet worden wäre, die nicht augenblickliche Befolgung „eines ertheilten Befehles, durfte damals in Österreich ungestraft geschehen, „weil seit langer Zeit sich die Unsitte in das dienstliche Verhältniss ein- „ geschlichen hatte, dass den Generalen bezüglich des Gehorchens besondere „Vorrechte eingeräumt wurden.“ 1*

Next

/
Oldalképek
Tartalom