Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Charakteristik der Feinde und der Verbündeten Preussens etc. 19 täuschen und dadurch zu dem für sie ungünstigen Ausgange jenes Treffens (21. Juli) beizutragen. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass Czernitscheff diesen grossen und wichtigen Dienst dem Könige nicht aus Anhänglichkeit und Verehrung für dessen Person geleistet haben wird, obgleich dieser seit der Vereinigung mit dem russischen Hülfs-Corps Alles aufgeboten hatte, um die ihm nichts weniger als günstig gestimmten Gemüther der russischen Generale, Officiere und Soldaten für sich zu gewinnen. Es waren vielmehr materielle, in der damaligen Zeit im Verkehr mit den Russen auch viel mächtigere und passendere Beweggründe, durch welche Czernitscheff sich zu längerem Verweilen im preussischen Lager bewegen liess; und welchen Preis Friedrich II. dafür auch bezahlt haben mochte, — sein Zweck war erreicht! Die flagranteste Unrichtigkeit in der „Charakteristik“ lässt sich bezüglich der Ausführung nach weisen, dass „Österreich im Jahre 1757, statt einer Vermehrung der leichten, eine solche der schweren Caval- lerie vornahm“; dies wird als ein besonderer Fehler in der öster­reichischen Heeres-Organisatien bezeichnet. Actenmässig nachweisbar kamen gerade im Jahre 1757 die entgegengesetzten Verfügungen zur Ausführung. Durch Erhöhung des Standes von 80 auf 110 Pferde per Com­pagnie der sämmtlichen Huszárén-Regimenter und durch die Neu­errichtung von 2 Compagnien per Regiment, hatte der Hofkriegsrath die leichte Cavallerie in ihrem Stande um 5200 Pferde vermehrt. Ausserdem aber wurden in Ungarn, Siebenbürgen und in der Militär-Grenze 3 complete neue Huszaren-Regimenter mit der Gesammt- stärke von 3335 Pferden errichtet. Dies allein schon ergibt pro 1757 die Vermehrung der leichten Cavallerie um 8535 Pferde. Zu dieser Summe müssen aber auch die am 15. November 1756 in kaiserlichen Sold und Dienst genommenen sächsischen Cavallerie- Regimenter gezählt werden. Mit Ausnahme des mit 500 Pferden bezifferten Regiments Carabinier-Garde, gehörten alle übrigen der leichten Reiterei an. Diese war demnach für den Feldzug 1757 um die bedeutende Ziffer von 11.300 Pferden vermehrt. Hält man dem die Augmentation der österreichischen schweren Cavallerie um 2600 Pferde, welche gleichzeitig erfolgte, entgegen, so erscheint dieselbe verschwindend klein. Demnach hatte man in Österreich wohl das richtige Verständniss dafür, bei welcher Gattung der Reiterei eine wesentliche Vermehrung Noth that. Gerade die in der „Charakteristik“ getadelten Unterlassungs­sünden wegen Erlangung brauchbaren Pferde- und Mannschafts-

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