Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)
18 Eine Erwiderung auf die in der „Allgemeinen Militär-Zeitung“ erschienene geschädigt worden, dass unbedingt etwas zu ihrer Entlastung gethan werden musste. Staatskanzler Graf Kaunitz, im Vereine mit dem Grafen Zinzendorf, damaligen Präsidenten der Hofrechnungskammer , hatten, auf Grund von motivirten und dringenden Vorstellungen der betreffenden Provinzialstände, der Kaiserin Maria Theresia die erwähnte Massregel in Vorschlag gebracht. Zwar gab man sich weder in Wien, noch bei der Armee irgend welcher Täuschung über die Tragweite und die möglichen Gefahren einer derartigen Reduction hin. Sowohl der Kaiser Franz, als Kronprinz Erzherzog Josef, Lacy, Loudon u. A. boten ihren ganzen Einfluss auf, um die Kaiserin von ihrem Entschlüsse abzubringen, jedoch vergebens. Die Bedenken wegen Russlands kamen dabei allerdings erst in letzter Reihe in Betracht. Die Allianz mit diesem Staate hatte sich im Laufe der Jahre so wenig erfolgreich für die kaiserliche Monarchie erwiesen, und die Mitwirkung — wenn von einer solchen überhaupt die Rede sein konnte — seiner Heerestheile war nachgerade so theuer (im engsten Sinne des Wortes) zu stehen gekommen, dass in der Lösung dieses ungesunden Verhältnisses schon an und für sich eine wesentliche und dauernde Erleichterung für die kaiserlichen Finanzen gesehen werden musste! In der That hatte aber die Reduction nicht so schlimme Folgen, als man ursprünglich befürchtete. Die Erschöpfung und das durch diese genährte Verlangen nach dem lange entbehrten Frieden, war auf Seite Preussens nicht minder gross, und das letzte Feldzugsjahr verlief beiderseits ohne besonders hervorragende oder entscheidende Operationen, zumal die Freude: die Russen zu sich hinübergezogen zu haben, bei Friedrich II. bekanntlich nicht lange währen sollte! Demungeachtet wird das Zeugniss, ihre vorübergehende Mitwirkung für seine Zwecke wenigstens nach Möglichkeit ausgenützt zu haben, dem Könige von Preussen nicht wohl versagt werden können. Nicht nur, dass Czernitscheff’s Kosaken mit preussischer Reiterei, bei einem Einbrüche in die Trautenauer und Schatzlarer Gegend Böhmens (Juli 1762), in wilder Verwüstung des wehrlosen Landes wetteiferten und Greuelthaten jeder Art verübten, allerdings ohne dabei irgend ein militärisch in Betracht kommendes Resultat zu erreichen, — Friedrich II. wusste vor Burkersdorf den Grafen Czernitscheff sogar zu bestimmen, gegen den ausdrücklichen Befehl der Kaiserin Katharina, welche ihm den sofortigen Rückmarsch nach Polen aufgetragen hatte, noch 3 Tage länger bei des Königs Heer zu verbleiben, um wenigstens durch die passive Mitwirkung der russischen Truppen die Österreicher über die Stärke ihrer Gegner zu