Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Charakteristik der Feinde und der Verbündeten Preussens etc. 17 Jedenfalls war es gewagt, sich auf die vom „Veteran“ angegebenen Daten auch in dieser Beziehung zu berufen. Gerade zur Zeit Maria Theresia’s begann jenes strenge Militär- Controlwesen , welches in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so sehr überwucherte. Nach den officiellen Standes-Ausweisen pro August 1756, hatte die Armee Browne’s bei Kolin 32.465 Mann, jene Piccolomini’s in Mähren aber 22.606 Mann. Dies gibt eine Gesammtstärke von 55.000 Mann, und nicht, wie der „Veteran“ anführt: „etwa 40.000 Mann“. Eine noch grössere Differenz zwischen den Ausführungen der „Charakteristik“ (eventuell jenen des „Veterans“) und dem österreichi­schen specificirten Standes-Ausweisen beider Corps, ergibt sich mit Ende September. Nach letzteren, welche gewiss als authentisch be­trachtet werden müssen, zählte Browne’s Armee 42.358 Mann, jene Piccolomini’s 35.173 Mann. Freilich standen diese Massen nicht auf einem Flecke concentrirt; es mussten ja mannigfache Detachirungen vorgenommen werden. Der „Veteran“ in seiner untergeordneten Stellung konnte höchstens von jenen 31.000 Mann, welche Browne bei Lobositz befehligte, Kenntniss haben. Nicht minder abweichend von dem Thatsächlichen sind die Angaben des „Veterans“ (Charakteristik) über die numerische Stärke der k. k. Armee, als sie zu Ende des Feldzuges 1757 Österreichs Boden wieder betrat. Es steht ausser Frage, dass die Verluste der Österreicher in der Schlacht bei Leuthen übermässig gross waren. Ja der Unglücks­tag des 5. December zog Consequenzen nach sich (Breslau, Liegnitz), welche die ohnehin grosse Einbusse noch mehr steigerten. Aber all’ dessen ungeachtet erreichte Prinz Carl von Lothringen mit 40.000 und nicht, wie in der „Charakteristik“ angegeben, mit 17.000 Mann Trautenau in der zweiten Hälfte Decembers. Eine Armee, welche solche Kämpfe, physische Anstrengungen, Entbehrungen, endlich die Unbilden der rauhen Jahreszeit ertragen hatte, konnte wohl in schlagfertigem Zustande den heimatlichen Boden nicht betreten. Kranke und Verwundete mochten immerhin nahezu die Hälfte der obigen Summe betragen haben. Ganz richtig ist in der „Charakteristik“ bemerkt, dass nur die zerrütteten Finanzen Österreich Ende 1761 bestimmen konnten, eine Reduction von 20.000 Mann bei der Armee eintreten zu lassen. Die deutschen und böhmischen Provinzen hatten so schwere Opfer für den Krieg gebracht und waren durch dessen sechsjährige Dauer in ihrem Besitzstände und Leistungsvermögen so empfindlich Österr. militär. Zeitschrift. 1879. (Mittheilungen des Kriegs-Archivs.) 2

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