Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

882 Die Insurrection in den Sandscliaks. Bihac-Peci zu concentriren. Während dann ein entsprechender Theil der Insurgenten die k. k. Truppen an dem Punkte, wo sie einbrechen würden, festhielte, wollte Ibrahim Medinelija mit seiner Hauptmacht über Sluin gegen Karlstadt, und vielleicht auch noch weiter, sengend, brennend und mordend Vordringen. Sollte sich ein oder der andere Ort als zu stark erweisen, so hätte sich die betreffende Bande tags­über in die Gebirge oder Wälder zurückzuziehen und Nachts einen Ueberfall auszuführen. Charakteristisch, und zwar nicht nur für diesen einen Theil der Insurrection, ist die Art, wie Ibrahim Medinelija diesen mehr als naiven Plan motivirte. Er gab selbst zu, dass die Insurgenten des Sandschaks zu einem Kriege mit Oesterreich zu schwach seien und endlich unter­liegen müssten, aber — fügte er hinzu — man könne durch eine solche Operation bedeutend Zeit gewinnen, und es dürfte sich schliesslich doch Jemand finden, der sich in’s Mittel legen würde. Der Vormarsch der 72. und 28. Infanterie-Brigade störte jedoch die Pläne und Voraussetzungen Medinelija’s gründlich. Schon nach dem Gefechte am 7. September verhessen die ottomanischen Officiere und ganze Abtheilungen Redifs Bihac, jede weitere Theilnahme am Kampfe verweigernd; es gelang den zu ihrer Verfolgung ausgesandten Banden nur Wenige der Flüchtigen wieder einzubringen. In Bihac wiederholten sich nun alle jene Scenen eines Schrecken- Regimentes, wie solches die Revolution in Sarajevo begleitete. Der berüchtigte Hadschi Hassan Salkic aus Peci und der fanatische Alttürke Hadschi Ibrahim Medinelija theilten sich mit ihren zügellosen Baschi- Bozuks in die Herrschaft. Raub, Plünderung und die masslosesten Ausschreitungen folgten sich in ununterbrochener Reihe. Wer nur ein Wort von Uebergabe hören liess, fiel unter den Händen der sinnlosen Mörder; die rachedurstigen Insurgenten aus Izacic, deren Dorf in Flammen aufgegangen war, durchzogen mit blanken Handschars die Stadt und zwangen die Bewohner, die Waffen zu ergreifen. Die Ein­nahme von Bihac durch die k. k. Truppen machte diesem Treiben ein Ende und die wilde Kampflust der Insurgenten schlug ebenso rasch in vollste Muthlosigkeit um. Die Meisten suchten ihr Heil in der Flucht; nur die Verwegensten wandten sich unter Hadschi Hassan Salkic, Ibrahim Medinelija und Achmet Music gegen Peci, wo die Gesammt- zahl aller an den dortigen blutigen, hartnäckigen Gefechten betheiligten Insurgenten, wohl 3000 Mann nicht überschritten haben soll, die aber reichlich an Fanatismus und Kampfeszähigkeit ersetzten, was ihnen an numerischer Stärke gebrach. Der eigenthümlichen Lage, in der sich während der ganzen Occupation der südliche Theil Türkisch-Croatiens mit dem Hauptorte Livno befand, ist schon bei der Darstellung der Ereignisse in diesem Landstriche eingehend gedacht worden ‘). Durch seine Lage ausserhalb des eigentlichen Operations-Berei­ches, konnte es zwar an den Kämpfen keinen unmittelbaren Antheil ‘) S. 350—364, S. 536-571 und S. 795—816.

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