Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

880 Die Insurrection in den Sandschaks. Einen weit turbulenteren Verlauf nahm die Insurgirung der westlichen Krajna und des Sana-Thales. Wenngleich auch der dortigen Bewegung alle Kriterien eines Volksaufstandes abgingen, so fand sie doch in dem Charakter der Bewohner, in den unterwühlten socialen Verhältnissen und in einer mehr planmässig geleiteten Führung eine ausnehmend wirksamere Stütze, als jene im Vrbas-Thale. Zahlreiche Emissäre aus Sarajevo und die aufreizenden Kund­gebungen der Begs hatten noch vor dem Einmärsche der k. k. Truppen den Boden entsprechend vorbereitet und einen Theil der Bevölkerung den gewaltthätigen Tendenzen der Revolutions - Partei zugänglicher gemacht. Der intellectuelle, obwohl stets nur im Hintergründe stehende Urheber und Leiter der Erhebung war Omer Bey, Major im otto- manischen Generalstabe, der kurz vor der Occupation in Banjaluka mit dem Aufträge eintraf, die Uebergabe des Kriegsmateriales zu vermitteln. Das militärische Commando führte Oberstlieutenant Nuri Bey, Commandant von Bihac, während die Begs Hassan Privlica, Hassan Cekic, Ali Krupié u. A. die Häupter der Insurrection waren. Der Einmarsch der VII. Infanterie-Truppen-Division war zugleich auch das Signal zur Erhebung. Aufgestachelt durch Hassan Bey Cekic, revoltirte die Bevölkerung von Sanskimost gegen die loyalen Behörden und bemächtigte sich dort wie in Stari-Majdan, der in den Konaks befindlichen Waffenvorräthe. In Bihac trat Oberstlieutenant Nuri Bey mit allen seinen Officieren und acht Tabors Regulärer auf Seite der Rebellen und insurgirte den ganzen Nordwesten Bosniens mit Ausnahme des Bezirkes von Kostajnica, dessen Begs wegen ihrer Weigerung, an der Insurrection Theil zu nehmen, für vogelfrei erklärt wurden. Auch an anderen Orten traten revolutionäre Kundgebungen zu Tage. Omer Bey hielt jedoch die Bewegung vorläufig noch zurück. Der rasche Vormarsch der k. k. Truppen und die Besetzung Banja­luka’s, hatten ein offenes Entgegenstellen unmöglich gemacht, und Omer Bey deshalb beschlossen, den Angriff aufzuschieben, bis die Hauptmasse der VII. Infanterie-Truppen-Division weit in das Land vorgerückt sein würde, um sich dann mit Uebermacht auf die Ver­bindungen mit der Save zu werfen. Die nächste Consequenz dieses, mit Geschick entworfenen Planes, war der Angriff der Insurgenten auf Banjaluka am 14. August. 8000, nach Anderen 10.000 Mann und 2 Geschütze stark, sammelten sich die Insurgenten aus Bihac, der Krajna und dem Sana-Thale am 12. August in Prjedor und rückten unter Commando des Oberstlieutenants Nuri Bey gegen Banjaluka. Die Intensität des Aufstandes und die Art, in welcher die Insur­gentenbanden aufgebracht wurden, ergibt sich daraus, dass die anfäng­lich so bedeutende Stärkeziffer bei der Ankunft vor Banjaluka auf ungefähr 3000 Mann herabgesunken war; die Uebrigen hatten während des Anmarsches das Weite gesucht und waren in ihre Heimatsorte

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