Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

Die Insurrection in den Sandscliaks. 879 Die westliche Krajna und das Sana-Thal dagegen, von rührigen Emissären und fanatischen Begs aufgeregt und dem Einflüsse der stets rauf- und raubsüchtigen Bewohner von Türkisch-Croatien un­mittelbar ausgesetzt, folgten bereitwillig der Fahne des Aufruhrs. Beide Theile aber erwarteten die Weisungen aus Sarajevo und machten ihre Thätigkeit von dem Verlaufe der dortigen Ereignisse abhängig. Auf die Nachricht von dem Einmärsche der k. k. Truppen, und dass in Sarajevo der Widerstand beschlossen wurde, erhob sich auch in Travnik die revolutionäre Partei. In zwei Volksversammlungen, zu welchen auch die Christen beigezogen wurden, beschloss eine mühsam geschaffene Majorität, der eingeschüchterten Menge gegenüber, den Widerstand gegen die Occupation. Der Mutessarif Abdullah Kiamil, welcher zur Ruhe mahnte, wurde abgesetzt und übernahm nunmehr Rasid Aga die Leitung der öffent­lichen Angelegenheiten. Indess hatte diese revolutionäre Erhebung vor­läufig kein anderes Resultat, als dass ein paar hundert Bewaffnete in der Richtung gegen Varcar-Vakuf abzogen, um sich mit den bei Rogelje sich sammelnden Insurgenten aus Jaice und Umgebung zu vereinigen. Dies stimmte jedoch nicht mit den Plänen des Actions - Comité’s in Sarajevo, welches, misstrauisch gemacht durch die Beharrlichkeit, mit der die Travniker sich jeden Zuzug aus der Hauptstadt verbaten, einen zahlreichen Haufen Unbewaffneter und 570 Reguläre dahin diri- girte. Mit dem Eintreffen dieser Bande änderte sich auch rasch der Stand der Dinge. Der Pöbel bemächtigte sich ungeachtet des Wider­standes des Artillerie-Obersten Faid Bey der Waffenvorräthe; die Gefängnisse wurden geöffnet und die Sträflinge bewaffnet; die wehr­fähigen Einwohner mit Gewalt aus den Häusern getrieben und den Insurgenten angeschlossen; die Garnison Travniks vereinigte sich mit den Regulären aus Sarajevo und so wurde es möglich, drei Tabors zu je 800—1000 Mann zu bilden, mit welchen Rasid Aga nebst vier Krupp’schen Geschützen ohne Verzug nach Jaice marschirte, welches als Sammelplatz aller Zuzüge der Umgegend bestimmt war. 500 bis 600 Christen fanden indess während des Marsches Gelegenheit, den Zug zu verlassen und in ihre Heimat zurückzukehren. Aus dem oberen Vrbas-Thale zogen im Ganzen 400 Mann nach Jaice und 2300 Mann nach Livno. Nach dem Gefechte von Jaice und der hierauf erfolgten Besetzung Travniks, löste sich das Aufgebot des Vrbas-Thales fast ganz auf. Ein geringer Rest der einheimischen und die aus Sarajevo gekommenen Insurgenten, gingen theils bis in die Hauptstadt zurück, von wo aus sie wieder in das Bosna-Thal geschickt wurden, oder sie wendeten sich gleich von Travnik aus dorthin und betheiligten sich an dem Gefechte von Bjelalovac. Die regulären Truppen kündigten nahezu ausnahmslos den Gehorsam auf und zogen in der Richtung gegen Sjenica ab. In Folge dieser Ereignisse riefen auch die Begs des oberen Vrbas-Thales nicht nur das nach Jaice entsendete Contingent, sondern auch das in Livno befindliche, zum Schutze der Heimat zurück. Beide fanden die k. k. Truppen bereits im factischen Besitze des Land­striches, so dass die definitive Auflösung der Banden von selbst erfolgte.

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