Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

878 Die Insurrection in den Sandsehaks. Im Bosna - Thale entwickelte sich der Widerstand nur ganz allmälig und waren die friedlichen Kundgebungen der Stadt Maglaj anlässlich des Einrückens der Expedition des Hauptmanns Millinkovic, erwiesenermassen aufrichtig gemeint. Erst die unmittelbar darauf folgende eigenthümliche Giruppirung der Verhältnisse änderte die Situation vollständig. Nach den ersten revolutionären Tumulten in Sarajevo und dem Sturze der legalen Gewalt sammelte ein angesehener Türke, Namens Sulfo, in Zenica ungefähr 200 Mann, mit denen er im Bosna-Thal nord­wärts zogvund zur selben Zeit, wo Hauptmann Millinkovic in Maglaj eintraf, Zepce erreichte. Diese Schaar, welche sich während des Vor­marsches jedenfalls durch homogene Elemente verstärkt hatte, führte den Ueberfall vom 3. August aus und bildete dann gewissermassen den Kern für die unmittelbar darauf folgende insurrectionelle Erhebung. Die Hauptstärke der Insurgenten im Bosna-Thale bestand jedoch in den Nachschüben aus Sarajevo, vornehmlich aber in den jregulären Truppen, deren Zahl sich schon in dem Gefechte von Zepce am 7. August auf 2000 Mann belief, und sich im späteren Verlaufe auf 3500 Mann vermehrte. Diese Truppen, fast durchgehends Asiaten, bildeten anfänglich dievHauptstütze des Widerstandes und schlugen sich auch bei Maglaj und Zepce vorzüglich. Nur widerwillig in den Reihen der Insurgenten stehend, benützten sie aber die in letzterem Gefechte erlittene Niederlage, welche sie der Unthätigkeit ihrer Kampfgenossen zuschrieben, um jede weitere Theilnahme an ferneren Kämpfen ent­schieden zu verweigern. 3—400 Mann hatten sich während des Gefechtes den k. k. Truppen ergeben, die Uebrigen zogen zum grössten Theile in der Richtung nach Sjenica ab. An den letzten Gefechten im Bosna- Thale und an der Vertheidigung Sarajevo’s nahmen im Ganzen kaum 1000 Mann regulärer Truppen Theil, welche zumeist erst in den letzten Tagen von Jaice und anderen entfernteren Orten einge- troffen waren. Die Banden, nach jedem Gefechte durch Massenabsentirungen geschwächt und eben so oft wieder durch neue Zuzüge ergänzt, erreichten noch einmal, in dem Gefechte bei Han Bjelalovac (16. August), eine Gesammtstärke von nahezu 5000 Mann (worunter bei 1000 Mu­hammedaner aus den dem Kampffelde zunächst gelegenen Orten) mit 5—6 Geschützen; nach den Gefechten bei Kolotic und Visoka und der Einnahme von Sarajevo lösten sie sich nahezu gänzlich auf. Nur einzelne Banden blieben beisammen, durchzogen unstät die Romanja planina und schlossen sich zuletzt den Albanesen unter Ismail Beg Selmanovic an, welche, ungefähr 6000 Mann und 2 Geschütze stark, in dem Treffen bei Senkovic theils vernichtet, theils zersprengt wurden. Weniger günstigen Boden fanden die Bestrebungen der Revolutions- Partei in der östlichen Krajna und im Vrbas-Thale. Es bedurfte dort der vereinten Agitation von Sarajevo und von Bihac, um nach der Besetzung Banjaluka’s einen Widerstand gegen die k. k. Truppen hervorzurufen, der nach harten Kämpfen vollständig unterdrückt ward.

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