Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

Topographische Skizze. 53 Die Kulas der flüchtigen Befestigung sind nur aus Trocken­mauern, ohne Eindeckung und Kehlabschluss, und je nach Zweck und Bestimmung rund, schneckenförmig, viereckig oder kreuzförmig her­gestellt *). Sie sind nur gegen Infanteriefeuer widerstandsfähig. Mauerhöhe meist ................................. T80m Höhe der Schartensohle..................... T35m Mauerdicke............................................. 50—60cm In nere Schartenweite......................... 15cm Aeusse re Schartenweite..................... 40cm Auch Kulas, deren Umfassung aus einem doppelten Ringe von Flechtwerkwänden bestehen, kamen vor. Der Zwischenraum zwischen den beiden, ungefähr 0’5m von einander abstehenden Wänden war dann mit Erde ausgefüllt. Sie boten somit hinreichend Deckung gegen Glewehrgeschosse. Im Innern befinden sich häufig Lagerhütten. Alle diese Befestigungen sind meist an gut gewählten, die betreffenden Communicationen beherrschenden Punkten erbaut. Die türkischen Besatzungen im Lande2). Die Gesammtstärke der Ende Juni 1878 in Bosnien und der Hercegovina stehenden organisirten türkischen Truppen betrug ungefähr 40.000 Mann, und zwar: an Infanterie 41 Bataillone, an Cavallerie * 1 *) Tafel I, Fig. 1 a, b, c, d, e und Fig. 4. 2) Die Wehrpflicht des muliammedanischen Elementes war eine allgemeine; Andersgläubige sind gegen Erlag einer Taxe vom Militärdienste ausgeschlossen. Der Muhammedaner dient: im Nizam 6, im Redif I. und II. Classe (Landwehr) 6, im Mustahfiz (eine Art Landsturm) 8 Jahre. Das unmittelbare Staatsgebiet der Türkei war vor dem russisch-türkischen Kriege in 7 Territorial-Bezirke (Ordu) und diese in Bataillons-Ergänzungsbezirke eingetheilt. Jeder dieser Bezirke (Merkez) sollte je ein Bataillon Nizam, Redif I. und II. Classe, dann Mustahfiz aufstellen. Der Friedens­stand der Nizam-Truppenkörper war sehr ungleich, bei den Redif-Bataillonen I. Classe bestand ein kleiner Cadre; bei den Redif-Bataillonen II. Classe und den Mustahfiz nicht. Redif-Bataillone III. Classe sind eine im letzten Kriege geschaffene Neu­formation. Die Redif-Bataillone führten die Nummern jener Nizam-Abtheilungen, in deren Ergänzungsbezirken sie zur Aufstellung kamen und überdies den Namen dieser letzteren. Baschi-Bozuk, Spahi, Tscherkessen etc. waren geworbene Freiwillige. Die Gendarmerie (Zaptié) bildete die Stadt- und Landpolizei imd formirte in jedem Vilajet 1 Regiment, in jedem Sandschak meist 1 Bataillon. 1 Infanterie-Regiment hatte 3 Bataillone; 1 Infanterie- oder Jäger- Bataillon meist 8 Compagnien und einen Stand von 827—840 Mann. Bewaffnung theils Snider-, theils Henry-Martini- und bei Redif und Mustahfiz auch Gewehre älterer Construction. Bei jedem Jäger-Bataillon: zwei Gebirgsgeschütze (System Whitworth). 1 Cavallerie-Regiment bestand aus 6 Escadronen und zählte 965 Mann. Bewaffnung: Säbel, Revolver; überdies die mittleren 4 Escadronen: Lanzen; der Rest: Winchester-Repetir-Carabiner. 1 Artillerie-Regiment soll aus 3 reitenden, 9 Fuss-, ferner aus 1 Gebirgs- und 1 Mitrailleusen-Batterie, alle zu 6 Geschützen, bestehen. Die 4- und 6pfündigen Gussstahl-Hinterlad-Geschütze (System Krupp) der reitenden und Fuss - Batterien waren mit 6, die lOläufigen Gattling-Geschütze der Mitrailleusen - Batterien mit 4 Pferden bespannt; die 3pfündigen Gussstahl-Hinterlad-Geschütze der Gebirgs- Artillerie wurden auf Tragthieren fortgeschafft. Die Artillerie näherte sich, obwohl auch deren Manövrirfähigkeit sehr beschränkt war, in Bezug auf Ausbildung unter allen türkischen Heerestheilen am meisten europäischen Truppen.

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