Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

52 Topographische Skizze. Befestigungen. Wie bei der kriegerischen Vorgeschichte dieses Landes leicht erklärlich, sind die Befestigungen sehr zahlreich. Sie sind theils alte Festen und Citadellen, theils Schlösser und Castelle, theils neuere Werke. Die älteren Festen Bihac, Berbir, dann die Castelle in Novi und Banjaluka weisen wohl fortificatorische Formen: Erdwälle, Gräben u. s. w. auf, entsprechen jedoch modernen Anforderungen nicht und gehen dem Verfalle entgegen. Auch die meisten aus der Feudalzeit stammenden, sehr zahlreichen Schlösser und Castelle sind mit wenig Ausnahmen (Stolac, Zvornik, Sjenica, Klobuk) durchaus verwahrlost und mehr oder weniger ver­fallen. Die Beschaffenheit des Kriegsschauplatzes sichert aber trotzdem diesen, meist die einzigen vorhandenen Verbindungen sperrenden und durch die Lage oft starken Befestigungen, ihren Werth. Die Befestigungen neueren Systemes liegen im Süden des Landes, nahe den Grenzen Montenegro’s und Serbiens. Die bei Visegrad, Nova Varos, Sjenica, Dugopoljana, Novibazar, auf der Rogosna planina, dann bei Foca, Nevesinje und Mostar bestehenden Befestigungen — meist Redouten — sind in den letzten zehn Jahren entstanden, doch zum Theile schon dem Verfalle nahe. Eine diesem Kriegsschauplätze eigenthümliche Art von Befesti­gungen sind die „Kulas“ und „Karaulas“. Die meist an der serbischen und montenegrinischen Grenze längs der Strassen erbauten Karaulas und Kulas hatten die Bestimmung, im Frieden von einigen Zaptié (Gendarmen) belegt, den Reisenden Schutz gegen Raubanfälle zu gewähren, im Kriegsfälle aber den ungestörten Besitz der Communicationen zu sichern. Weit häufiger war aber im Lande die Anwendung dieser Verschanzungen im Sinne der Feld­befestigung. Der dem Karst-Charakter eines grossen Theiles des Landes ent­sprechende Mangel an „Erde“ lehrte während der fast ununterbrochenen Kriege zwischen Montenegrinern und Türken beide Kämpfer zu dieser Art von Befestigungen vorwiegend Stein zu benützen. Nur in den holzreicheren Gegenden wurde auch Holz verwendet. Die bleibend gebauten Karaulas sind aus Holz oder Riegelwänden und haben meist zwei Geschosse *); das Erdgeschoss ist als Stall ein­gerichtet und mit Schiessscharten versehen; der erste Stock, als Wohn- zimmer benützt, mit einem balconartigen Vertkeidigungsgang umgeben, in dessen starker Brüstung ebenfalls Scharten eingeschnitten sind. Die Kulas sind steinerne, meist runde, gleichfalls mit Schiess­scharten versehene Thürme, wie die hölzernen eingerichtet, doch ohne V ertheidigungsgang. Die Besatzung der Karaulas und kleineren Kulas besteht aus 10-—20, bei den grösseren Kulas aus 60—80 Mann. *) Tafel I, Fig. 2 und 3.

Next

/
Oldalképek
Tartalom