Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

Topographische Skizze. 51 Die bisherige politische Eintheilung des Landes in Kreise, Bezirke und Gemeinden (Nahien) ist ebenfalls aus Beilage 1 ersichtlich. An der Spitze des General-Gouvernements Bosnien (früher Vilajet Bosnien und Vilajet Mostar) stand als oberster Repräsentant der Executivgewalt in allen Zweigen, den juridischen und militärischen ausgenommen, ein General-Gouverneur (Vali Pascha); ihm zur Seite einige von der Regierung ernannte Functionäre und eine Art Ver­waltungs-Commission. Aehnlich war die Organisirung der Kreise und Bezirke, an deren Spitze ernannte Mutessarifs, beziehungsweise Kaimakams standen. Als Gemeindevorsteher fungirten gewählte Mudirs. Auch in den Kreisen, Bezirken und Gemeinden waren gewählte Verwaltungs-Commissionen den Vorstehern zur Seite. Wie in der Einleitung erwähnt, trat in der ganzen Verwaltung des Landes der Geist religiösen Fanatismus und grenzenloser Will­kür zu Tage. Das Glaubensbekenntniss allein entschied bei richter­lichen Urtheilen. Die Muhammedaner blieben Herren, die dienstbare Rajah willen- und rechtlos; die zahlreichen Reform-Acte der Hohen Pforte — auf Beruhigung und Täuschung der christlichen Grossmächte berechnete Phrasen. Orte. Auch die Bauart der Häuser ist im verhältnissmässig reichen Bosnien eine andere, als bei den bedürfnisslosen Einwohnern der Hercegovina. In Bosnien schindelgedeckte, kaminlose Häuser aus leichtem Holzriegelwerk mit Lehmziegeln. Kleine, selten verglaste Fenster. Beim christlichen Landbewohner meist nur ein, Menschen und Thieren gemeinsamer Raum. In der Hercegovina: niedere, fast höhlenartige Steinbauten mit flachen Dächern ohne Kamine; Fensteröffnungen selten. Die Dörfer, oft in unregelmässigen Gruppen zwischen Gärten zerstreut, sind meist von Christen, die Städte von Muhammedanern bewohnt. Die Städte bestehen im Allgemeinen aus drei Theilen, d. i. dem „Grad“ oder der Festung, der „Varos“ oder eigentlichen, oft mit Mauern und Wallgräben umgebenen Stadt, und der von den niedersten Volksclassen bewohnten „Mahala“ (Palanka, Zagrad), der Vorstadt. Enge, krumme, schlecht gepflasterte, auf das Aeusserste verwahrloste Gassen, ausgedehnte Gärten und Begräbnissplätze, dann zahlreiche Moscheen geben den Städten ein echt orientalisches Gepräge. Die grösste, volkreichste Stadt des Landes, Sitz der Behörden u. s. w. ist Sarajevo; 50.000 Einwohner. Die nächst wichtigen: Banjaluka 20.000, Mostar 15.000, Travnik 12.000 Einwohner. Zwischen 10.000 und 5000 Einwohnern: Foca, Novibazar, Bjelina, Bihac, Zvornik, Dolnja Tuzla und Livno. Zwischen 5000 und 2000 Einwohner: N.-Brcka, Gorazda, Gradacac, Gracanica, Jaice, Prjedor, Maglaj, Stolac u. s. w. 4*

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